Inhalator-Doping
Steigert Asthma-Spray die Leistungsfähigkeit?
Im Leistungssport ist eine Doping-Diskussion um Asthma-Spray entbrannt. Der Grund dafür ist eine neue Studie, über die jüngst die „ARD-Sportschau“ auf ihrem Online-Auftritt berichtete.
Asthma-Spray ist für viele Menschen, die an der Krankheit leiden, überlebenswichtig. Umso schlimmer, wenn damit Schindluder betrieben wird. Die Forscher der Studie fordern die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) auf, dagegen vorzugehen.
Asthma-Spray sorgt sogar für besseres Muskelwachstum
Bei der Studie aus Deutschland kamen die Wissenschaftler zum Ergebnis, dass die Atmung verbessert und somit das Herz leistungsfähiger wird. Sogar eine Verbesserung des Muskelwachstums sei möglich. Erfüllt das schon die Voraussetzungen für Doping?
Studienleiter Jürgen Steinacker (67/Universitätsklinikum Ulm) zur „ARD“: „Bei einer Belastung von 60 bis 90 Minuten beziffere ich die Leistungssteigerung auf ungefähr zwei bis drei Prozent. Im Leistungssport ist dieser Unterschied gigantisch. Das kann über Sieg oder Niederlage entscheiden.“ Als Beispiel nennt er den Radsport.
Leiden Leistungssportler wirklich vermehrt an Asthma?
Die Idee zu der Studie kam den Forschern aufgrund der verhältnismäßig hohen Zahl an Asthmatikern im Leistungssport. Die Statistik weist viermal so viel Erkrankte aus als in der gesamten Bevölkerung. Besonders Rad- und Wintersportler nutzen hierbei Asthma-Spray. Bis jetzt gab es aber keine wissenschaftlichen Beweise für eine Leistungssteigerung.
Radprofi Chris Froome wurde einst positiv auf Salbutamol getestet, ein Wirkstoff in Asthmamedikamenten. Es gibt von der WADA einen Grenzwert, den der Brite um das Doppelte überschritten hatte. Dennoch wurde er nach monatelangen Diskussionen freigesprochen. Ein weiterer Wirkstoff ist Formoterol. Auch da hat die WADA einen Höchstwert festgelegt. Es ist also nicht verboten. Es kommt also auf die Dosis an, die sich ein Sportler reinpfeift.
Ein ebenfalls spannendes Beispiel: Bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika waren insgesamt 25 Spieler registriert, die ein Asthma-Mittel, welches auf der Doping-Liste stand, aufgrund von medizinischen Ausnahmeregeln nehmen durften. Auch die Bilanz der Olympischen Spiele 2002 ist überraschend. Fünf Prozent der Athleten litten unter Asthma, doch diese Sportler holten 15 Prozent aller Medaillen!
Leistungssteigerung dank Asthma-Spray
In der Studie wurden je zwölf gesunden Männern und Frauen (18 bis 45 Jahre alt) die Wirkstoffe in Zusammenhang mit intensivem Radtraining verabreicht. Die Dosis lag dabei deutlich unter den Grenzwerten. Das Resultat: Deutliche Leistungssteigerung bei den Probanden, die keine Placebos bekommen haben. Die Schlussfolgerung: Beide Wirkstoffe wirken sich deutlich leistungssteigernd aus.
Daher ist auch die Forderung des renommierten Wissenschaftlers Steinacker klar: Der Grenzwert muss weiter gesenkt werden. Nur so kann – besonders in Ausdauer- und Kraftsportarten wie dem Radfahren oder auch Skilanglauf – Fairness sichergestellt werden. Die WADA ist da vorsichtiger und will (vorerst) weiter an den aktuellen Bestimmungen festhalten. WADA-Wissenschaftsdirektor Olivier Rabin zur „Sportschau“: „Die Studie hat gezeigt, dass die Regeln, so wie sie jetzt sind, gute Regeln sind.“
„Die Regeln sind gut so, wie sie sind“ – Ist das so?
In einem Bericht der Uniklinik Ulm heißt es dazu: „Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass die Anwendung von medizinisch nicht indizierten Asthma-Medikamenten Veränderungen der Lungen- oder Herzfunktion bei Ausdauersportarten hervorrufen können.“ Dies wirkt sich zunächst einmal leistungssteigernd aus – bei beiden Geschlechtern.
Das heißt unter anderem: Die Einsekundenkapazität ist nach einem zehnminütigen Leistungstest erhöht. Einsekundenkapazität bezeichnet die größtmögliche Menge Luft, die innerhalb einer Sekunde ausgeatmet werden kann. Hier haben wir einmal die Studie für euch verlinkt.
Die Nutzung von Asthma-Spray während eines Wettkampfs wirkt sich ebenso positiv aus. Es kann dir bei einsetzender Ermüdung noch einmal einen neuen Push geben. Steinacker: „Beide Effekte können sich nach aktueller Evidenzlage potenziell leistungssteigernd auswirken. Weitere Studien müssen dieser Frage nun nachgehen, um einen möglichen Wettbewerbsvorteil auszuschließen und die Gesundheit aller Athletinnen und Athleten zu schützen. Mögliche Implikationen für die Doping-Kontrolle dieser Substanzen sowie potenzielle Nebenwirkungen sollten nun diskutiert werden.“
Was ist Asthma?
Asthma ist eine bronchiale, oftmals chronische, Erkrankung der Atemwege. Hier sind diese kurzzeitig oder dauerhaft verengt. Wird es nicht behandelt, führt dies dazu, dass die Lunge schlechter Luft aufnimmt. Die Erkrankung ist mit Medikamenten und (!) regelmäßiger Bewegung gut behandelbar und unter Kontrolle zu bringen.
Symptome für eine Asthma-Erkrankung sind häufig Atemnot, Kurzatmigkeit, Geräusche beim Atmen, Engegefühl in der Brust sowie Husten. Oftmals treten diese Beschwerden anfallsartig auf.
Kälte ist die häufigste Ursache für Asthma
Ursachen für Asthma gibt es sehr viele. Joggen bei niedrigen Temperaturen ist für deine Lunge schon ohne Asthma eine Herausforderung. Dennoch ist Kälte einer der Hauptauslöser für Asthma. Ebenfalls ganz oben sind die Schadstoffe der Luft, Tabakrauch oder Nebenwirkungen von Medikamenten.
Auch Vorerkrankungen (Grippe, Erkältung) und Allergien können dazu führen. Stress und psychische Beeinträchtigungen sind ebenfalls Auslöser. Die häufigste Ursache sind aber tatsächlich Allergien. In erster Linie Heuschnupfen oder Hausstauballergie. Dies ist dann vielfach in der Genetik, also angeboren. Für gewöhnlich tritt Asthma im Kindesalter auf und wird dann über die Jahre schwächer. Etwa ein Drittel aller Erkrankten haben auch als Erwachsene noch Probleme.
Asthma in einer milden Form bedeutet also in keinem Fall, dass du dich komplett in deinem Leben einschränken musst. Da die meisten Patienten ja schon sehr früh in ihrem Leben mit der Krankheit in Berührung kommen, haben sie für gewöhnlich ja auch eine Routine entwickelt, die im Notfall abgerufen werden kann.
Sport und Asthma: Leichter atmen
Sport ist auch für Asthmatiker ungeheuer wichtig. Nicht nur die Lungenfunktion wird verbessert, sondern auch die Gesamtkonstitution, sodass (die meisten) Asthmatiker mit weniger Medikamenten auskommen. Dies reduziert oftmals am Ende des Tages auch das Risiko, einen Asthma-Anfall zu erleiden.
(Ausdauer-)Sport vergrößert die Lungenkapazität, baut Stress ab, sodass wir in Situationen großer physischer und psychischer Belastung gelassener reagieren. So bekommen wir das Asthma besser in den Griff. Immer natürlich abhängig von der Schwere der Erkrankung.
Es gibt genügend positive Beispiel aus dem Leistungssport. Ex-Radprofi Jan Ullrich, Ex-Eisschnelllauf-Star Anni Friesinger-Postma, aber auch Fußball-Profi Maximilian Philipp (Werder Bremen) sind Asthmatiker. Natürlich reicht nicht nur Training. Asthma-Medikamente werden diszipliniert angewendet. Dazu wird die Trainingsbelastung optimal gesteuert, mit besonderem Fokus auf Aufwärm- und Cool-Down-Phasen. Aus „der kalten Hose“ Höchstleistung anzustreben, empfiehlt sich für Asthmatiker definitiv nicht.