"Deadpool 2"-Star im Interview
Josh Brolin verrät sein Trainingsgeheimnis
Dass er ein cooler Kerl ist, hat uns Josh Brolin mehr als einmal bewiesen. Als Drogenfahnder in „Sicario“ ist er genauso glaubwürdig wie als außerirdischer Schurke in „The Avengers; Infinity War“. In „Deadpool 2“ erleben wir ihn nun als zeitreisenden Cyborg namens Cable, dem sich Ryan Reynolds als Titelheld zuerst entgegenstellt. Daraus resultieren wahnsinnig inszenierte Kampfszenen, in denen sich Josh und Ryan quasi zu Brei schlagen. Josh ist extra für die Rolle zu einem richtigen Muskelpaket mutiert. Wie ihm das gelungen ist, verrät er LOOX im Interview.
Josh, wie war es, sich mit Ryan Reynolds zu prügeln?
Oh Mann, es gibt nichts, was mich hätte glücklicher machen können. Denn er ist zu erfolgreich, zu smart und zu gutaussehend! Damit verkörpert er alles, was ich hasse. Nein, schon gut! Er ist ein großartiger Typ und wir haben viele der Szenen, in denen wir uns prügeln, tatsächlich zusammen gedreht. Er erzählt, als wäre alles lustig gewesen, war es aber dann doch nicht.
Warum nicht?
Ich bin kürzlich 50 Jahre alt geworden. In dem Alter spürt man seinen Körper definitiv anders als noch mit 30, besonders wenn man harte Kampfszenen dreht. In meiner Karriere habe ich das schon oft gemacht und besonders stolz bin ich auf eine, die ich vor fünf Jahren für „Old Boy“ drehte. Das war ein Kampf von fünf Minuten ohne Schnitt. Klar, dass ich darauf stolz bin, weil ich dafür etwa 375 Bewegungen einstudieren musste. Fünf Wochen arbeiteten wir daran und sieben Takes waren notwendig, bis die Szene saß.
Dann zeigst du doch gern vollen Körpereinsatz vor der Kamera?
Ja, aber mit 50 scheint sich der Genesungsfaktor zu ändern. Wir haben für „Deadpool 2“ also diese unglaublichen Kampfszenen absolviert, aber sobald die Kamera nicht mehr lief, sind Ryan und ich mit gebeugten Rücken zum Set gelaufen und fluchten dabei „Oh, fuck!“. Das ist die Realität dahinter und ich habe noch drei weitere Filme dieser Art vor mir. Schauen wir mal, wie das klappen wird.
Man hat dich auf der Leinwand aber auch noch nie so muskelbepackt wie in deiner Rolle als Cable gesehen. Dafür musst du doch nochmals ganz besonders trainiert haben …
Absolut, ich habe ein richtig hartes Trainings- und Ernährungsprogramm über mich ergehen lassen. Ich musste eine strikte Diät einhalten. Kein Zucker, und ich musste alles, was ich essen wollte, vorher abwiegen. Ich hatte elf Wochen zur Vorbereitung, in denen ich jeden Tag drei Stunden ins Fitnessstudio ging. Das war schwierig, hat mir aber auch Spaß gebracht.
In welcher Hinsicht hat dir das Spaß gemacht?
Okay, die ersten zwei Wochen habe ich richtig verflucht. Es fühlte sich so an, als würde in dir etwas sterben und als ob man sich selbst zerstören möchte. Dein Kopf sagt dir, das zu machen ist wie Krebs haben. Ich weiß, das zu sagen, klingt schrecklich, aber so fühlte es sich an. Aber wenn man diesen schweren Meilenstein überwunden hat, fühlt man sich plötzlich besser. Wenn man dann auch noch die Veränderungen an seinem Körper sieht, denkst du: Wow, das funktioniert ja! Und das mit 50 – erstaunlich! Da dachte wohl jeder, ich nehme Steroide.
Was du aber nicht getan hast?
Das hätte ja bedeutet, dass ich noch härter an mir hätte arbeiten müssen. Aber ich musste mich dann ja schon auf meinen richtigen Job konzentrieren. Um in Cable verwandelt zu werden, musste ich dreieinhalb Stunden in die Maske. Das hieß um zwei Uhr morgens aufstehen, um zuerst mein Work-out zu machen, und zwei Stunden später im Make-up-Stuhl zu sitzen. Danach wurde in der Regel zwölf Stunden gedreht, dann nochmals eine halbe Stunde, um mir das Make-up wieder zu entfernen. In meiner Rolle ein ernstes Gesicht zu machen, war echt nicht schwer. Warum ich im „Deadpool 2“ nie lache? Weil ich richtig sauer war, deshalb!
Gab es auch Muskelaufbauübungen, die du gehasst hast oder die du vielleicht sogar gern gemacht hast?
Mein Gott, ich habe dort trainiert, wo Schwarzenegger berühmt wurde. Weshalb Gold’s Gym am kalifornischen Venice Beach heute auch als das Mekka der Bodybuilder bezeichnet wird. Zum Glück ist es nicht weit entfernt von meinem Zuhause. Ich bin ja nun schon ein bisschen älter und war wirklich ängstlich, mich beim Training selbst verletzten zu können. Daher war ich eher vorsichtig, denn wenn man falsch trainiert, arbeitet man eher gegen als für sich.
Also wie bist du vorgegangen?
Ich nahm weniger Gewichte und führte die Bewegungen sehr, sehr langsam aus. Was ich vorher nie getan habe, waren Übungen an Pressmaschinen, von denen ich richtig viele ausprobierte. Ehrlich gesagt ist es nicht gerade mein Lieblingsthema, über Fitnessprogramme zu reden. Aber physiologisch gesehen war ich sehr über die herrschende Stille und das Schweigen in diesem Studio erstaunt. Das mochte ich sehr.
Wie viel Einfluss nahm Regisseur David Leitch auf dich, der ja außerdem ein berühmter Stuntkoordinator ist?
Schon merkwürdig, dass ich David nicht schon vorher mal getroffen hatte. Denn ihm gehört die Firma 87Eleven, die sich auf die Ausbildung von Stuntleuten spezialisiert hat. Bestimmt seit acht Jahren arbeitete ich mit seinen Jungs schon an verschiedenen Filmprojekten zusammen. Zu „Deadpool 2“ habe ich viele von ihnen wiedergetroffen. Dadurch dass David selbst Stuntkoordinator ist, war diesmal vieles anders. Wenn ich wegen einer Kampfszene ans Set kam, hatte ich bestimmt eine Woche lang dafür geprobt. Deshalb konnte ich sie schnell drehen und hatte dabei sogar ein gutes Gefühl. Doch dann kam David auf mich zu und sagte mir, was alles nicht funktionierte. Wir probierten dann andere Sachen aus. Er ist verdammt gut in dem, was er macht. Als ich jetzt den fertigen Film gesehen habe, war ich sehr froh über das Ergebnis ‒ aus der Sicht eines Fünfzigjährigen.