"Mission: Impossible"-Star verrät:
„Bei Tom Cruise ist alles perfektes Theater“
Als Turner wurde Robert Maaser (28) mehrfach Juniorenweltmeister, seine erste Kinorolle hatte er direkt an der Seite von Mega-Star Tom Cruise (55). Danach drehte er unter anderem mit Til Schweiger (54) oder zuletzt mit Kevin Spacey (58) und Douglas Booth (25). LOOX traf ihn zum exklusiven Interview in Berlin.
Mit dem Rhönrad nach Hollywood. Wie hast du die Rolle in „Mission: Impossible“ ergattert?
Das ist eine lange Geschichte. Ich war gerade mit meiner Schauspiel-Ausbildung fertig, habe einen guten Agenten ergattert und direkt das erste Projekt, wofür ich ein Casting machen musste, war tatsächlich „Mission: Impossible“. Man wollte mich dann auch nach Wien einfliegen lassen, hat das dann aber wieder umgeschmissen und mich stattdessen nach London eingeladen. Dann kam aber das Problem, dass meine Großmutter verstorben war und der Termin mit der Beerdigung auf einen Tag fiel. Ich habe dann mit meinem Agenten gesprochen und gemeint, dass es ja nur ein Casting wäre, ich es mir aber mein ganzes Leben vorwerfen würde, wenn ich nicht bei der Beerdigung gewesen wäre. Tatsächlich ist mir die Casting-Agentur entgegengekommen und wir haben es einen Tag vor der Beerdigung gemacht. Ich hatte innerhalb einer Stunde noch Flüge gebucht, bin dann morgens um 5 Uhr nach London und abends wieder zurück.
Wie ist die Arbeit an einer Hollywood-Produktion – auch im Vergleich zu Deutschland?
Das ist eine ganz andere Mentalität, als hier in Deutschland. Du bist drei Wochen vor Ort, selbst wenn du nur ein paar Tage drehst. Das Gute ist natürlich, dass du auch für drei Wochen bezahlt wirst. Damit wird verhindert, dass du nicht zur Verfügung stehst, falls in der Zeit noch etwas anderes anfällt. In Deutschland funktioniert das eher tageweise, weil oft das Budget fehlt, dich den gesamten Zeitraum zu bezahlen. Im Endeffekt war ich für „Mission: Impossible“ eine Woche zur Vorbereitung in London, eine Woche in Wien, dann nochmal eine Woche in London. Dann in den Studios und habe dort auch Tom Cruise hautnah miterlebt.
Wie hast Du Tom Cruise erlebt?
Am Set war er von vorne bis hinten mega-professionell. Er ist auch zu jedem hingegangen, hat „Hallo“ gesagt, egal, ob du sein Co-Star warst oder ein Kabel verlegt hast. Nach dem Dreh hat er sich dann auch bedankt und wir konnten uns kurz unterhalten. Er ist total nett und professionell, was die Arbeit angeht. Ob das auch im Privatleben so ist, kann ich natürlich nicht sagen.
Das hört man über ihn ja häufiger.
Am Set hat er natürlich funktioniert, wie ein Schalter. Oftmals ist das Endprodukt auf der Leinwand beeindruckender, als im Studio. Aber bei Tom Cruise ist auch die Entstehung perfektes Theater. Er ist schon gut, in dem was er macht.
Und für sein Alter auch perfekt austrainiert.
Ja, auf jeden Fall. Aber was heißt perfekt austrainiert. Er ist halt ein unheimlich disziplinierter Mensch. Er ist halt auch jemand, der jeden Tag mit den Stuntleuten zwei Stunden trainiert hat. Egal, ob er gedreht hat oder nicht. Für eine Szene hatte er sich drei Monate mit einem Tauchlehrer vorbereitet, damit er vier Minuten unter Wasser die Luft anhalten konnte. Selbst im Stuntteam wäre er von den Allround-Fähigkeiten – Motorradfahren, Springen, Kämpfen – unter den Top drei. Er könnte tatsächlich sein Geld auch als Stuntman verdienen (lacht).
Du hast auch eine kleine Nebenrolle in dem Film „Gore“. Wie sieht es da aus? Wird der Film nach dem Skandal um Hauptdarsteller Kevin Spacey überhaupt veröffentlicht?
Das weiß ich gar nicht. Die Situation ist natürlich schwierig. Bezahlt wurden natürlich alle, das ist gar nicht das Problem, aber darum geht es ja gar nicht. Es ist ja auch, was sich aus diesem Projekt heraus entwickelt, dass der Film gerade zurückgehalten wird, ist für alle Schauspieler bescheuert, weil es ein fantastischer Film ist. Aber ich glaube und hoffe nicht, dass er einfach so verschwindet, denn Produzent und Regisseur arbeiten ja schon seit fünf, sechs Jahren an dem Projekt. Du schmeißt die Arbeit von Jahren nicht weg – auch Netflix, die in den Film eine Menge Geld gesteckt haben, hoffentlich nicht. Ist gerade jetzt während der #metoo-Debatte natürlich ein sehr sensibles Thema.
Hast Du noch weitere internationale Projekte in der Pipeline?
Ja, ich drehe jetzt in Bulgarien, danach eine deutsche Produktion in Babelsberg. Davor habe ich eine Folge „Alarm für Cobra 11“ in Köln gedreht. Es sind aktuell auch noch einige Castings offen.
Würde es Dich reizen komplett nach Los Angeles zu gehen oder ist dies aufgrund deiner familiären Situation erstmal zu den Akten gelegt?
Nö, ich glaube, dass würde schon passen. Ich glaube nicht, dass ich dahin auswandern müsste. Ich war länger in den USA. Es ist alles schön und gut, aber meine Familie, Freunde und Kontakte ist alles in Berlin. Man ist ja auch immer da zu Hause, wo man sich wohlfühlt. Aber beruflich könnte ich mir schon vorstellen, länger in Los Angeles, New York oder auch Istanbul – meine Frau ist Türkin – zu leben und zu arbeiten.
Deine Rollen sind ja relativ actionlastig. Macht Dir das am meisten Spaß oder würdest Du auch gerne einmal den Hamlet auf einer großen Bühne spielen?
Auf jeden Fall. Jede Münze hat zwei Seiten. Klar, bin ich prädestiniert für Action-Rollen, bin damit auch groß geworden und liebe das auch, aber du wirst natürlich auch stigmatisiert und in eine gewisse Richtung geschoben. Der Vorteil war natürlich, dass dies quasi meine Eintrittskarte auch ins internationale Filmbusiness war. Du musst natürlich aufpassen, nicht in Schubladen zu landen. Obwohl ich sagen muss, dass ich das „Problem“ eher in Deutschland habe. Toyboy, Lover, Stripper, dies, das, Ananas, klassischer Bösewicht – das sind die klassischen Rollenanfragen aus Deutschland. In „Gore“ war null action. Da habe ich den homosexuellen Freund eines Balletttänzers gespielt.
Du bist ja rein vom Alter her noch ein sehr junger Schauspieler. Wie wichtig sind für einen Schauspieler feste Rollen wie in „Alles was zählt“ oder deine Arbeit als Model?
Es ist eine Frage deiner Ziele. Willst du national arbeiten, international oder einfach nur Geld verdienen? Es hat tatsächlich alles Vor- und Nachteile. Ich habe vorher noch nie über einen längeren Zeitraum in einer Daily-Soap gespielt, habe es dann ausprobiert. Habe aber auch gemerkt, dass es nicht meins ist. Es ist ein wunderbares Team und du kannst eine Menge Dinge lernen. Man wird sehr gut, in vermeintlich banalen Dingen. Vor der Kamera zu sprechen, sich schnell Text anzueignen, auf Positionen zu laufen – das ist wie acht Stunden jeden Tag trainieren. Jeden Tag werden 25 Minuten Sendezeit gedreht. Beim „Mission: Impossible“ wurden an manchen Tagen nicht einmal zehn Sekunden gedreht (lacht).
Kommen wir auf das Rhönrad zu sprechen. Ein vollkommen aus der Mode geratenes Sportgerät. Beschreib bitte einmal kurz die Sportart, für die, die es nicht mehr kennen.
Im Grunde genommen, ist es eine Turnsportart. Es ist ein an deine Körpergröße angepasstes Rad, zwei gummi-ummantelte Stahlreifen, die parallel zueinanderstehen und mit Sprossen miteinander verbunden sind, so dass man sich damit fortbewegen kann. Wie beim Turnen wird im Wettkampf die Ausführung, die Schwierigkeit bewertet. Du musst einen gewissen Aufbau ausführen.
Wann hast du das letzte Mal damit trainiert?
Gute Frage. Das ist bestimmt schon drei, vier Jahre her.
Welche Muskelpartien werden dort besonders beansprucht?
Ist schwierig zu sagen, weil es natürlich auch davon abhängt, was du damit machst. Beim Turnen ist Boden auch nicht das gleich wie Ringe. Grundlegend ist Rhönrad-Turnen an allererster Stelle eine kognitive Sportart, weil du ein Gerät hast, dass sich bewegt und dich doch auch bewegst. Es ist also eine Menge Koordination, Spannung und Eigenkontrolle gefordert. Man muss seinen eigenen Körper sehr gut unter Kontrolle haben.
Wie sieht Dein Training heute aus?
Ich trainiere immer noch sehr viel, sechs bis sieben Tage pro Woche. Ich habe da so meinen eigenen Trainingsplan. Das ist schwierig zusammenzufassen. Es ist viel Grundlagenkraft dabei, aber nicht klassisch „Supersätze Bizeps“, eher Kniebeugen-Kreuzheben, Bankdrücken, Überkopfdrücken. Ich mach sehr, sehr viel im Handstand. Mehrmals die Woche auch regenerative Einheiten, Schulter- und Rückenbeweglichkeit, Spagat. Das ist wahrscheinlich etwas, was mich von vielen Leuten unterscheidet. Dass ich ein hohes Maß an Kraft habe, kombiniert mit einem hohen Maß an Beweglichkeit. Ich gehe auch zweimal die Woche schwimmen. Das ist alles die Basis, um etwa Kampf-Choreographien ordentlich mit meinem Körper machen zu können.
Ist Training für Dich eher Spaß oder mehr ein wichtiger Teil des Berufs?
Natürlich gehört es zu meinem Job, aber am Ende des Tages verdiene ich damit natürlich noch nichts. Auf lange Sicht natürlich, weil ich damit anders positioniere, als andere Schauspieler. Guck mal, wie lange ich in der Nationalmannschaft war und habe damit nie Geld verdient. Rhönrad ist keine Olympische Sportart. Ich habe mit drei Jahren mit Sport angefangen, seitdem kenne ich nichts Anderes. Für mich ist es mehr so etwas wie ein Anker, der meinen Tag irgendwie strukturiert. Schon nach zwei Tage ohne Sport, verspüre ich den Drang, irgendwas zu machen. Das bringt mich runter und es sind auch jeden Tag so zwei, drei Stunden, die ich mit mir selbst beschäftigt bin.