Zum Kinostart von „X-Men: Dark Phoenix“
Michael Fassbender: „Wenn ich trainiere, geht es hart zur Sache“
Spätestens durch „Inglourious Basterds“ wurde Michael Fassbender (42) zum Star und besonders Helden-Rollen liegen ihm. Zum vierten Mal spielt er nun in „X-Men: Dark Phoenix“ Magneto alias Erik Lehnsherr. Um cool rüberzukommen, braucht es Muskeln wie Stahl. Michael hat sie und erzählt uns, was ihm das Training bedeutet.
Michael, du hast zwar in „X-Men: Dark Phoenix“ keine Szene, in der du deinen ganzen Body präsentieren kannst, dennoch stehst du auf Rollen, die dich körperlich herausfordern…
Eine große Herausforderung war das diesmal aber nicht, obwohl ja immer wieder neue Wege gefunden werden müssen, wie Magneto Eisen verbiegt (lacht). Regisseur Simon Kinberg wollte diesmal alles etwas rationalisieren, weshalb es nicht viele Superhelden-Outfits gibt und einige Actionszenen mit Handkamera gedreht wurden. Ich habe versucht, mich an die Bilder in den Comics zu halten, um zu sehen, was ich davon für meine Rolle körperlich übernehmen kann. Generell gilt für mich, zuerst die physische Beschäftigung mit einer Figur, dann alles andere.
Musstest du ins Fitnessstudio gehen um mich für deine Rolle als Magneto zu stählern?
Dahin gehe ich sowieso regelmäßig hin. Nicht unbedingt, um mich körperlich zu formen. Für mich steht dabei eher der mentale Aspekt im Vordergrund. Das rettet mir oft den Tag. Ich werde ja auch älter und merke, dass mir Sport wichtiger geworden ist als noch mit 20.
Warum bringt dir ein Besuch im Fitnesscenter mental so viel? Die meisten gehen doch eher wegen körperlicher Ausgeglichenheit dorthin?
Ja, die Eitelkeit ist dabei auch ein Aspekt, der wichtig ist. Ich stelle für mich nur fest, es macht mich auch glücklicher. Wenn ich trainieren gehe, geht es hart zur Sache. Ich teste meine Grenzen aus und dadurch werden im Hirn Endorphine freigesetzt. Das ist ein schlicht und einfach ein chemischer Prozess, der jedoch dafür sorgt, sich besser zu fühlen.
Was heißt für dich besser fühlen?
Für den Rest des Tages fühle ich mich präsenter und wacher. Noch besser gelingt mir das, wenn ich im Meer surfen gehe. Sobald das möglich ist, mache ich das sogar zweimal täglich. Aber das gelingt nicht immer, weil ich viel unterwegs bin und vor der Tür nicht immer gleich ein Meer liegt. Dann ist aber immer ein Fitnessstudio in der Nähe. Daher kann es manchmal auch ein deprimierender Ort sein.
Weil du lieber ins Wasser springen würdest?
Na ja, es hat schon etwas Merkwürdiges, wenn jeder in seiner kleinen Ecke vor sich hintrainiert. Ich mag aber den Effekt für mich, dass man sich jedes Mal selbst pusht, um aus seiner Komfortzone zu kommen. Manche Studios haben auch ein Boxer-Areal, was ich immer gern annehme. Nicht das ich darin besonders gut wäre, aber es hilft der eigenen Koordination und etwas dazulernen ist auch nicht schlecht.
Achtest du auch stets darauf, was du isst und welche Diäten zu beachten sind?
Überhaupt nicht, denn glücklicherweise arbeitet mein Stoffwechsel sehr gut. Ich kann also bedenkenlos Schnitzel mit Pommes Frites essen und auch alles andere ohne anzusetzen. Nur Sellerie geht nicht. Ich reagiere allergisch auf die Knolle.
Nun hast du auf der Leinwand schon etliche starke Männer gespielt. Welche Superhelden haben deine Kindheit geprägt?
Als Kind habe ich überhaupt nicht gelesen, nicht mal Comics. Ich weiß auch nicht, ich war immer mehr an praktischen Dingen interessiert. Aber ich kannte natürlich Superman und hatte auch ein Superman-Kostüm und wollte damit fliegen lernen. Also übte ich, indem ich von der Couch sprang, und einmal bin ich damit auch in den Swimmingpool gesprungen, weil ich dachte, das ist der perfekte Ort um im Wasser das Fliegen zu simulieren.
Du warst wohl schon immer ein wagemutiger Typ…
Heute gehe ich tatsächlich in die Luft, um als Magneto zu schweben. Im Kino sieht das perfekt aus. Beim Drehen hänge ich aber an mehreren Seilen die von unten gehalten werden. Ganz ehrlich, ich fühle mich dabei sehr unwohl. Je älter ich werde, desto größer scheint meine Höhenangst zu werden.
Wie reagierst du?
Verrückte Gedanken kreisen mir durch den Kopf. Ich denke dann oft an mein Surfbrett, das von Haien umringt ist. So fühlt es sich für mich an, in der Höhe zu hängen. Was würde passieren, wenn ich jetzt runterfalle? Breche ich mir ein Bein oder gleich beide oder kann es noch schlimmer werden. Solche Phantasien sollte man aber lieber nicht haben, wenn man minutenlang warten muss, bis es weitergeht. Daher schaue ich immer in die Wolken anstatt zum Boden, um mir den Kopf frei zu machen.
Andererseits bist du leidenschaftlicher Rennfahrer. Wie sieht es da mit deiner Angst aus?
Das macht mir gar nichts, wenn ich wie kürzlich an Rennen in Hockenheim oder Nürburgring teilnehme. Der Unterschied ist, dass ich am Steuer selbst die Kontrolle habe. Wenn ich an Seilen hänge, muss ich mich auf andere verlassen. Selbst wenn ich weiß, dass bei „X-Men“ die besten Leute dafür gebucht wurden, werde ich mein mulmiges Gefühl nicht los. Autofahren hat mir mein Vater schon mit 12 beigebracht. Ich konnte es kaum abwarten, mit 17 endlich selbst meinen Führerschein zu haben.