Im Interview erfährst du, mit welchem Trainingssplit man so einen tollen Körper bekommt
5. August 2020
von Franziska Schindler

Leiden für die Bestform?

Janine nahm an 17 Wettkämpfen teil

Als Janine (30) aus Halle mit dem Krafttraining anfing, hat sich unser Mitglied des Monats im August direkt die Wettkampf-Bühne als Ziel gesetzt. Sie verriet LOOX im Interview, ob sie Opfer brachte und wie gefährlich das Bodybuilding sein kann.

Janine, seit wann machst du Kraftsport?
So intensiv wie jetzt – ich gehe momentan sechs Tage die Woche zum Training – betreibe ich seit Oktober 2013 Krafttraining. Davor habe ich ein bis zwei Jahre eher laienhaft (lacht) ein bis zwei Zirkeltrainings im Studio gemacht. Aber 2013 habe ich mir dann gleich das Ziel gesetzt, auf die Bühne zu gehen. Das hat mich dazu motiviert, Vollgas zu geben!

Was hat dich dazu bewegt, mit dem Krafttraining anzufangen?
Ich war bis Anfang 20 komplett unsportlich, habe Pizza und Co. gegessen und war trotzdem relativ schlank. Mein damaliger Freund war bei der Polizei und hat dementsprechend viel Sport gemacht – ich habe mich einfach blöd gefühlt, wenn er trainiert und ich auf der Couch sitze. Also habe ich irgendwann damit angefangen, mich unabhängig von ihm mit dem Thema Krafttraining zu beschäftigen.

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Wie sieht dein momentaner Trainingsplan aus?
Ich habe jahrelang einen 5er-Split gemacht, bin jetzt aber vor ein paar Monaten auf einen 6er-Split umgestiegen. Ich trainiere Brust, Trizeps und kleinere Körperregionen wie Waden, Po und Bauch an einem Tag. An einem anderen Tag kommen der Rücken, Bizeps und der Rest dran. Dann habe ich einen Schulter-Tag, an dem ich ebenfalls wieder den Rest mittrainiere – Bauch etc. pp. Und dann splitte ich meinen Unterkörper noch in drei Tage auf: Quadrizeps und Gluteus, Beinbeuger und Gluteus und ein separater Po-Tag.

Bei einem so strukturierten Trainingsplan ist es nicht verwunderlich, dass du bereits an Wettkämpfen teilgenommen hast. Bereitest du dich aktuell auf einen vor – falls er stattfindet?
Ich war fünf Jahre lang für den Verband IFBB (Anmerkung: International Federation of Bodybuilding & Fitness) aktiv und habe an 17 internationalen und nationalen Wettkämpfen teilgenommen. Aber seit knapp zwei Jahren habe ich keine Wettkämpfe mehr gemacht, da ich alles erreicht habe, was ich wollte. Diese Zeit hat mir auch Spaß gemacht, aber mittlerweile habe ich keine Leidenschaft mehr dafür. Dennoch bin ich beim Training und der Ernährung geblieben. Ich kann nun beides flexibler gestalten und bin einfach viel glücklicher!

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Das freut mich zu hören! Was hast du in den fünf Jahren alles erreicht?
Meine zwei großen Ziele waren, einmal den Deutschen Meistertitel zu holen und eine Top-Drei-Platzierung bei einem internationalen Wettkampf zu erreichen. Den Meistertitel habe ich im Herbst 2015 geholt und den zweiten Platz bei einem internationalen Wettkampf im Juli 2018. Also habe ich mir gesagt: „Ich hatte die beste Form auf der Bühne, ich bin zufrieden, habe wunderschöne Fotos und Erinnerungen – damit ist das Kapitel für mich abgeschlossen.“

Welchen Anreiz hatte die Teilnahme an den Wettkämpfen für dich?
Ich fand es immer spannend, die Entwicklung von Saison zu Saison und von Jahr zu Jahr zu sehen. Wenn man auf der Bühne steht – ohne Wasser im Körper, perfekt geschminkt und angemalt – dann kann man beim Vergleich der Wettkampf-Bilder hinterher die Entwicklung sehen und wie man sich gesteigert hat. Natürlich war’s auch toll, auf der Bühne das Ganze zu präsentieren. Genauso wie die Zeit danach, wenn man sich mit Athleten anfreundet, Essen geht, zusammen eskaliert (lacht) und einen Haufen Spaß hat. Es war schon wirklich eine sehr schöne Zeit!

So ein Wettkampf kann aber auch alles andere als spaßig sein. Man liest ja häufig von so drastischen Maßnahmen, wie zum Beispiel der Entwässerung. Also eine Woche vorher täglich zehn Liter und am Wettkampftag gar nichts mehr trinken. Wie viel bist du bereit zu opfern?
Auf jeden Fall nicht meine Gesundheit! Natürlich ist so eine Entwässerung nicht ganz so gesund. Aber es kommt ja auch darauf an, an wie vielen Wettkämpfen man pro Saison teilnimmt und wie hart man entwässert. Es gibt dafür natürliche Methoden, aber auch chemische, auf die viele zurückgreifen. Aber das ist natürlich eine Katastrophe für den Körper. Sowas kam für mich nie infrage! Ich habe immer versucht, alles mit möglichst wenig Schaden durchzuführen und trotzdem das Beste zu erreichen.

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Kann so ein Wettkampf dennoch negative Folgen haben und hast du sie bereits am eigenen Leib erfahren?
Darüber könnte man wahrscheinlich stundenlang reden! Das Problem ist, dass es einen Haufen Coaches gibt, die den Athleten in Bestform bringen wollen. Sie werden ja dafür bezahlt. In diesem Zusammenhang habe ich schlimme Sachen gehört. Gerade Bikini-Athletinnen werden dann auf ein Minimum an Kalorien gesetzt – zum Teil tatsächlich unter 1.000 Kalorien pro Tag. Das schadet natürlich dem Stoffwechsel, der Schilddrüse und so weiter und kann Langzeitschäden verursachen.

Hast du dich auch solchen Maßnahmen unterzogen?
Ich habe meine erste Diät leider mit etwas wenig Kalorien durchgezogen, zwischendrin aber auch ein paar Pausen eingelegt. Deshalb habe ich keine Schäden davongetragen. Danach habe ich aber in meinem Kopf umgeschaltet und die Kalorien erhöht, mich abwechslungsreicher ernährt, darauf geachtet, genug Mineralstoffe und Mikronährstoffe zu bekommen und vor allem High Carb gegessen. Das ist für mich die einzig richtige Ernährungsform. Eine Low Carb oder ketogene Diät finde ich zum Beispiel ganz, ganz schlimm!

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Du scheinst deinen Körper gut zu kennen. Was lernt man denn bei der Vorbereitung auf einen Wettkampf über sich und seinen Körper?
Das kommt darauf an, ob man sich von einem Coach helfen lässt oder alles allein macht. Ich finde es etwas schade, wenn man sich alles sagen lässt. Denn wenn man es selbstständig macht, lernt man sehr viel über seinen Körper: Wie reagiert er auf eine bestimmte Ernährung? Auf einen bestimmten Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme? Und genauso im Training. Wenn man es schlau anstellt, lernt man einzelne Muskelgruppen anzusteuern. Man kann viele positive Schlüsse aus der Vorbereitung ziehen und merkt, dass man gar kein drastisches Defizit braucht oder schwere Gewichte stemmen und sich kaputt machen muss. Diese Erkenntnisse sind Gold wert!

Offensichtlich hast du sehr viel aus deiner Wettkampf-Zeit gelernt. Hast du vor, irgendwann mal wieder auf die Bühne zu gehen?
Man soll ja niemals nie sagen! Anfang des Jahres habe ich auch kurz darüber nachgedacht. Das hat aber wirklich nur ein bis zwei Tage angehalten und dann habe ich gesagt: „Nein, lass das!“. Denn im Endeffekt bringt dir der Wettkampf nur einen Blechpokal. Es ist mir so viel mehr wert, flexibler und unabhängig von einem Bodybuilding-Wettkampf zu leben.

Welche Bedeutung hat der Sport mittlerweile für dich?
Ich kann mich gut an den Spruch meines Exfreundes erinnern: „Mach das mal ein, zwei Jahre und mal sehen, wie lange du dabeibleibst!“ Aber das hat sich alles einfach so krass entwickelt. Anfang 20 habe ich noch gar keinen Sport gemacht und jetzt ist er mir so wichtig geworden. Und das hängt nicht nur mit der körperlichen Veränderung und dem Selbstbewusstsein zusammen, das mit dem Sport einhergeht. Es ist für mich auch ein mentaler Ausgleich. Einfach eine Stunde Auszeit – das bedeutet mir sehr, sehr viel!