Lukas’ gestählter Körper lässt nicht im Ansatz vermuten, dass er einmal übergewichtig war
16. Juni 2021
von Franziska Schindler

Äußere Transformation, innerer Wandel

Lukas möchte den Selbstwert anderer steigern

Der Personal Trainer Lukas (26) aus Hamburg wog 130 Kilo, als er mit dem Sport anfing. Im Interview verrät das Mitglied des Monats, womit er abnahm, was ihn an schlechten Tagen antreibt und welche Rolle Fitness für ihn beim Vatersein spielt.

Lukas, was hat dich dazu bewegt, mit dem Krafttraining anzufangen?

Ich war damals stark übergewichtig. Mein Maximalgewicht waren 130 Kilo. Mein bester Freund war total definiert und sportlich. Und ich saß halt immer neben ihm und fühlte mich einfach mega unzufrieden in meinem Körper. Das nagte irgendwann an meinem Selbstwert. Eine Zeit lang konnte ich das ganz gut verdrängen, aber die Schmerzgrenze war erreicht, als mir selbst das Schwimmengehen unangenehm war. Also dachte ich mir: „Okay, ich muss jetzt wirklich was verändern!“

Gab es einen Schlüsselmoment für diesen Entschluss?

Im Alter von 18,5 Jahren hatte ich wirklich so einen kleinen Breakdown in meinem Leben. Ich war sehr, sehr negativ gestimmt und habe irgendwo einen Ausweg gesucht, um meine Situation zu verbessern. Sport war für mich das Einzige, um sofort etwas zu verändern. Alles andere hätte länger gedauert, aber jeder kann sich noch heute im Fitnessstudio anmelden und etwas für seine Gesundheit tun.

Junger sportlicher Mann steht in der Umkleide eines Fitnessstudios
Privat

Welches Ziel hattest du, als du mit dem Sport angefangen hast?

Ich habe damals sehr viel Scheiße gebaut, bin von Schulen geflogen und brach jede Ausbildung ab. Ich war also nicht gerade vernünftig unterwegs. Mein Ziel war es anfangs nicht, meine Persönlichkeit oder meinen Charakter zu verändern. Das habe ich mit 18 noch gar nicht gesehen. Ich dachte mir nur: „Okay, ich bin dick – in meinen Augen fett. Ich will eigentlich ganz gern schwimmen gehen. Ich würde auch gerne Frauen beeindrucken. Und ich will mit mir selbst zufrieden sein.“ Mein Ziel war es, so auszusehen wie Lazar Angelov, ein Fitnessmodel.

Das klingt ambitioniert. Wie sah dein Weg dorthin aus?

Ich war der Meinung, dass ich ein Jahr hart trainiere, dann so aussehe wie dieser Lazar und alles wieder in Ordnung ist (lacht). Aber das war überhaupt nicht der Fall! Ich habe mein Gewicht von 130 Kilo auf 80 reduziert. Dafür habe ich ungefähr acht bis neun Monate gebraucht. Ich weiß noch, dass meine Familie an Weihnachten Raclette und Co. gegessen hat, aber ich saß mit meiner Waage daneben und habe Karotten, Hähnchen und Erdnussbutter gegessen (lacht). Ich war wirklich sehr, sehr diszipliniert, habe mein Essen getrackt und bin fünf-, sechsmal ins Studio.

Nun wolltest du anfangs nur dein Äußeres verändern, aber hat denn auch dein Inneres einen Wandel erlebt?

Dadurch, dass ich mich sehr viel mit mir selbst beschäftigt und reflektiert habe, war ich auf einmal viel aufnahmefähiger und habe es stärker genossen, am Leben zu sein, die Zeit draußen in der Natur zu verbringen – ich bin mir meiner Selbst einfach viel bewusster geworden. Ich weiß noch, wie ich auf dem Weg zur Arbeit war und die Sonne in mein Gesicht schien und ich mir dachte: „Hey krass, irgendetwas passiert hier gerade mit mir und das fühlt sich sehr gut an!“ Ich konnte damals selbst nicht definieren, was überhaupt los war.

Von der Vergangenheit zur Gegenwart: Wie hat sich dein Training verändert, nachdem du jahrelang Erfahrung beim Krafttraining sammeln konntest?

Damals pumpte ich eigentlich nur Oberkörper, hatte keinen Plan von Übungsauswahl und Wiederholungszahlen. Ich habe kein Mobilitätstraining, kein richtiges Warm-up und kein Cool-down gemacht. Heute mache ich das alles viel, viel vernünftiger – auch das Ausmaß. Weil ich eine Zeit lang sehr zielorientiert war, habe ich den Spaß am Training verloren. Mittlerweile habe ich mehr Abwechslung und mache auch einfach mal das, worauf ich Bock habe. Oder wenn meine Schulter sagt: „Heute ist nicht so cool mit Brust-Training“, dann lasse ich das auch mal weg.

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Woraus besteht dein aktueller Trainingsplan?

Mittlerweile betreibe ich sehr viel Kampfsport, mache eine ganz gute Mischung aus Krafttraining und Bodyweight-Training wie Handstand und Co. und bin eigentlich ziemlich breit aufgestellt. Früher war es einfach nur das klassische „Pumper-Training“.

Dass du breit aufgestellt bist, kann ich sehen. Bodyweight-Training ist ein gutes Stichwort! Wie hält man sich zu Hause fit?

Dadurch, dass ich im Fitnessstudio eine Zeit lang bewusst mit dem eigenen Körpergewicht trainiert habe, fiel es mir zu Corona-Zeiten sehr, sehr einfach. Durch meinen Trainer-Job und die Kurse, die ich gegeben habe, habe ich mir außerdem vielfältige Übungen angeeignet. Und bei mir zu Hause habe ich alles Mögliche: eine Klimmzugstange, Dip-Barren, also meinen Workout Space. Damit konnte ich mein Training während der Corona-Zeit sehr gut bewältigen. Man muss halt ein bisschen kreativ sein und braucht hier und da vielleicht Extra-Equipment, wie ein Superband, aber eigentlich braucht es nicht viel außer den eigenen Körper.

Du hast als Personal Trainer deine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Was fasziniert dich daran?

Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man unzufrieden mit dem eigenen Körper ist, Probleme mit dem Selbstwertgefühl hat und einen Ausweg aus seinem gewöhnlichen Leben sucht – Sport ist dafür ein gutes Ventil. Es geht mir nicht darum, Frauen und Männer dazu zu bringen, Instagram-Bodys zu haben. Es geht mir vielmehr um Tiefgründigeres und die persönliche Entwicklung: Das Erlernen von Selbstdisziplin und Willenskraft, sich seiner Selbst bewusst zu werden und seinen Selbstwert zu steigern. Darin sehe ich einen Mehrwert für die Menschen, deswegen möchte ich das an meine Kunden weitergeben. Und es macht mir extrem viel Spaß!

Womit spornst du dich selbst und andere an, wenn die Motivation fehlt?

Ich führe mit meinen Kunden ein ausführliches Anamnese-Gespräch, in dem es darum geht: „Wieso bist du eigentlich bei mir? Was ist das Ziel des Ganzen?“ Wenn man einen Menschen noch nicht so gut kennt, kann es schwierig sein, das Eis zu brechen und die wahren Beweggründe zu erfahren. Ich versuche, da wirklich ganz klar zu definieren, was das eigentliche Ziel ist und versuche, daran anzuknüpfen, wenn ein Kunde oder auch ich selbst merke: „Hey, heute ist nicht so ein geiler Tag!“ Ich glaube, das ist auch der Grund, warum ich damals selbst drangeblieben bin. Ich hatte mein Ziel ganz klar vor Augen – wie Lazar Angelov auszusehen und Fitnessmodel und Personal Trainer zu werden.

Privat

Und du solltest es erreichen – du bist heute bei McFIT Models unter Vertrag. Weshalb hattest du überhaupt den Wunsch, ein Fitnessmodel zu werden?

Ich glaube, dass mich Minderwertigkeitskomplexe und die Anerkennung von anderen angetrieben haben. Damals war das primär mein Ziel, aber das hat sich zum Glück mit der Zeit geändert.

Warum bist du stolz auf dich? Nachdem du deine Träume verwirklichen konntest, hast du ja allen Grund dazu.

Hauptsächlich, weil ich es geschafft habe, aus diesem negativen Leben von damals herauszukommen. Obwohl es sehr viele Sachen gab, die mich immer wieder zurückziehen und daran hindern wollten. Aber ich habe dennoch bis heute weitergemacht und bleibe mir selbst treu – das macht mich mit am stolzesten. Und ich bin mega stolz darauf, eine wunderschöne Tochter zu haben und ein guter Vater für sie sein zu können!

Und so sportlich wie du bist, kannst du sie bestimmt noch hochheben, wenn sie 15 ist. Oder welche Vorteile kann eine gute Fitness als Vater noch haben?

Ich glaube, dass sportliche Bewegung für jeden notwendig ist und jeder sich auf irgendeine Art – sei es Tennis, Fitnessstudio, Schwimmen oder was auch immer – bewegen sollte. Ich kann für meine Tochter als Vorbild fungieren, indem ich aktiv Sport treibe. Und weil Sport letztendlich auch mich definiert. Wenn ich nichts mache, dann weiß ich, dass ich unproduktiver, unzufriedener und weniger bei mir selbst angekommen bin – das wirkt sich natürlich auf mein Umfeld und damit auch auf meine Tochter aus.

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