Wie viele Kalorien verbrennst du im Bett? Die Wissenschaft verrät es dir
12. Mai 2023
von Franziska Schindler

Schädlicher Schabernack

Das sind die 4 ungesündesten Sexstellungen

Sex ist die schönste Nebensache der Welt, kann aber durchaus unschöne Verletzungen provozieren – so eine Fachpublikation. Wir verraten dir, was das mit deinem Training zu tun hat, bei welchen Sexstellungen Vorsicht geboten ist und worum es sich bei einem „Biegetrauma“ handelt.

  •  Der Systematic Review zufolge sind die Missionarsstellung, der Sex im seitlichen Liegen, sowie die Positionen Skorpion und Superman verantwortlich für Probleme mit der Lendenwirbelsäule und den Rotatorenmanschetten.
  • Es hat sich herausgestellt, dass „Doggy Style“ den Rücken entlastet und mit einem hohen Kalorienverbrauch punktet, kann jedoch für Hüft-Verrenkungen sorgen.
  • Sex kann als sportliche Aktivität betrachtet werden und hat in seltenen Fällen schwerwiegende Verletzungen wie ein sogenanntes Biegetrauma oder einen Scheidenriss zur Folge.

Vorsicht vor ungesunden Sexstellungen

Forscher der Universität Almería haben sich mit den körperlichen Anforderungen von Sex bei Heterosexuellen in Form einer systematischen Übersichtsarbeit („Systematic Review“) beschäftigt. Dabei handelt es sich um eine wissenschaftliche Literaturübersicht, welche versucht, alles verfügbare Wissen auf Grundlage geeigneter Fachliteratur zusammenzutragen und zu bewerten. Sie fanden unter anderem heraus, welche Sexstellungen vermutlich ungesunde Auswirkungen auf deinen Körper haben können. Mit überraschendem Ergebnis …

Missionarsstellung:

Ja, richtig gelesen. Der Klassiker unter den Sexstellungen schnitt einer angeführten Studie zufolge gar nicht gut ab. So erfordert die Missionarsstellung bei Frauen ein hohes Maß an Flexion (Beugung) in der Lendenwirbelsäule (LWS). Die Kombination aus der Position und der sich aus der Bewegung heraus ergebenden Kraft auf die LWS, macht die Standard-Stellung vor allem für Rückenschmerzen-Patientinnen ungesund. Jene können sich im Bereich der Lendenwirbelsäule nur eingeschränkt bewegen und leiden beispielweise unter einer sogenannten Flexions- oder Extensionsintoleranz.

Seitlich liegend:

Gleiches gilt laut der Übersichtsarbeit für Männer, wenn sie sich in einer seitlich liegenden Position beim Sex befinden. Auch hierbei wird die Lendenwirbelsäule während des Verkehrs stark gebeugt.

Die LWS befindet sich direkt unter der Brustwirbelsäule und endet am Kreuzbein. Dieser Bereich ist bei uns allen besonderer Belastung ausgesetzt, weil durch den aufrechten Gang das Körpergewicht auf ihm lastet. Die Lendenwirbelsäule spielt außerdem eine zentrale Rolle in den meisten, alltäglichen Bewegungsabläufen: Am Drehen, Bücken, Heben, Sitzen und Stehen ist sie maßgeblich beteiligt. Demzufolge gibt es kaum eine Übung im Gym, bei welcher du die LWS nicht in gewissem Maße miteinbeziehst. Umso wichtiger ist es, sie gesund zu halten. Apropos halten …

Skorpion & Superman:

Zugegeben, diese Stellungen bedürfen einer Erklärung oder eines Bildes. Zum Glück sind sie eher ungewöhnlich, denn du bringst deinen Körper dabei in ungünstige Positionen. Wir zeigen dir auf, weshalb sie ein gewisses Verletzungsrisiko bergen.

Zusammengefasst: Beim Skorpion handelt es sich um Doggy-Style, bei dem sich der Mann jedoch in einer Liegestütz-Position befindet. Um den Superman auszuführen, hält der stehende, leicht nach hinten gebeugte Mann die Frau vor sich in der Luft. Ihre Schenkel sind um die Hüfte des Partners geschlungen. Sie befindet sich parallel zum Boden in einer „fliegenden“ Superman- beziehungsweise Superwoman-Position.

Warum sind diese beiden Sexstellungen nun ungesund? Einer angeführten Studie zufolge soll das Problem in einer möglichen Degeneration (Rückbildung) der Rotatorenmanschetten des Mannes liegen – obgleich sich die Frau auch nicht gerade in bequemen Positionen befindet. Grund dafür ist die Reibung an der Unterseite des Akromions, welches den höchsten Punkt des Schulterblatts darstellt. Durch eine schmerzhafte Einklemmung (Impingement-Syndrom) in diesem Bereich, kann die Rotatorenmanschette in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie ist dir vielleicht als „rotator cuff“ bekannt. Wenn du dich ein bisschen mit dem Krafttraining auskennst, wirst du bestimmt schon einmal davon gehört haben.

Grob gesagt: Die Rotatorenmanschette ist eine Gruppe von vier Muskeln, deren Sehnen das Schultergelenk umfassen. Eine wichtige Aufgabe des „rotator cuffs“ ist die Stabilisierung des Schultergelenks. Denn seine Gelenkpfanne bietet viel Bewegungsfreiheit, aber gleichzeitig wenig Stabilität. Sie vor dem Training aufzuwärmen, sollte zu deiner Gym-Routine gehören. Rotiere hierzu dein Schultergelenk am stufenlos verstellbaren Kabelzug nach außen und oben. In deinem Ellenbogengelenk herrscht dabei ein rechter Winkel.

Die systematische Übersichtsarbeit bezieht zu den ungesunden Positionen Stellung, aber welche eignet sich nun für „Safer Sex“?

Gesunde Sexstellung – übst du sie aus?

Es wurde eine Studie miteinbezogen, welche sich geeigneten Sexstellungen für Männern mit Rückenschmerzen angenommen hat. Das Ergebnis: „Doggy-Style“ sollte ihre erste Wahl sein. In dieser Position kommen die Stoßbewegungen aus der Hüfte, während sich die untere Wirbelsäule kaum bewegt. Der Rücken der Frau befindet sich im Vierfüßler- Stand ebenfalls in einer günstigen Position – es lastet kein Gewicht auf ihm.

Ein weiterer Vorteil der Hündchen-Stellung liegt im hohen Kalorienverbrauch. Der Wissenschaft zufolge ist dieser auf die erhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen, welche dabei in der Regel vonnöten ist. Nichtsdestoweniger weisen die Forschenden darauf hin, dass bei einem schnelleren Tempo auch das Risiko einer Verrenkung der Hüfte steigt. Na, toll! Aber zum Glück verhält es sich beim Sex wie mit dem Krafttraining: Ein ausführliches Warm-up verringert die Verletzungsgefahr und steigert deine Vorfreude.

Wie viele Kalorien verbrennst du im Allgemeinen dabei?

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Übersichtsarbeit liefert weitere Erkenntnisse

Für die Systematic Review der Universität von Almería bezogen José M. Oliva-Lozano und Kollegen 18 Studien mit insgesamt 349 Teilnehmenden mit ein, welche sich in irgendeiner Form mit den körperlichen Anforderungen des Geschlechtsverkehrs beschäftigt haben. Obwohl sich diese in ihren genauen Methoden unterschieden, hatten alle eines gemeinsam: Die Forschenden baten die Probandinnen und Probanden ausnahmslos, sich in einer Vielzahl von Positionen auf echten oder simulierten Sex einzulassen. Daraus ergaben sich – neben ungesunden Sexstellungen – weitere Erkenntnisse.

Kalorienverbrauch:

Eine der angeführten Studien ergab, dass ein einzelner Liebesakt durchschnittlich 130 Kalorien verbrennt. Eine andere beziffert den Energieverbrauch mit 101 Kalorien bei Männern und 69,1 Kalorien bei Frauen. Für den Mittelwert von rund 100 Kalorien, kannst du beispielsweise eine durchschnittliche Banane essen. Kohlenhydrate nach dem Sport füllen ohnehin deine teilweise geleerten Glykogenspeicher wieder auf.

Herzfrequenz:

Bei gesunden Personen liegt die durchschnittliche mittlere Herzfrequenz beim Sex zwischen 90 und 130 Schlägen pro Minute. Das entspricht moderatem Cardio-Training wie zum Beispiel gemäßigtem Joggen oder entspanntem Radfahren. Mit dem Orgasmus geht die maximale Herzfrequenz von 170 bpm („beats per minute“) einher. Zusammenfassend heißt es: „Daher kann der Geschlechtsverkehr einen wesentlichen Beitrag zur körperlichen Gesundheit leisten und als eine Form der körperlichen Aktivität betrachtet werden.“ Also genau das Richtige für Sportmuffel!

Dauer:

Insgesamt acht Studien erfassten, wie lange ein Geschlechtsakt durchschnittlich dauert. Die größte mittlere Dauer betrug bei gesunden Personen 32,38 Minuten und bei solchen mit Herz-Kreislauf-Erkrankung 18,60 Minuten. Die schnellste Nummer war übrigens nach 1,66 Minuten vorbei. Ferner wurde ein negativer Zusammenhang zwischen dem Alter der Probandinnen und Probanden und der Dauer des Sex festgestellt – je älter sie waren, umso kürzer hielt der Spaß an. Kleiner Tipp: Mit Beckenbodentraining können Männer grundsätzlich und auch im Alter noch „etwas rausholen“.

Von Penisbrüchen und Scheidenrissen

Neben Problemen mit der Lendenwirbelsäule und den Rotatorenmanschetten, kann es beim Sex durchaus zu schwerwiegenderen Verletzungen kommen – wenn auch in sehr seltenen Fällen. Also kein Grund zur Sorge! Dennoch interessant: Eine brasilianische Studie hat von 2000 bis 2013 potenzielle Risikofaktoren im Zusammenhang mit dem Auftreten von Penisfrakturen analysiert. Richtig, die ausschließlich männlichen Wissenschaftler haben sich ganze 13 Jahre lang mit Penisbrüchen beschäftigt. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass die sogenannte Cowgirl-Position aka Reiterstellung („woman on top”) am häufigsten aus dem besten ein verletztes Stück macht. Dies soll daran liegen, dass Frauen hierbei die Bewegung mit ihrem gesamten Körpergewicht kontrollieren können.

Abgesehen davon, ist „Penisbruch“ oder „-fraktur“ eine umgangssprachliche Bezeichnung. Weil man im Glied bekanntermaßen keinen Knochen vorfindet, handelt es im Fachjargon um ein sogenanntes „Biegetrauma“ beziehungsweise eine „Penisruptur“. Es kommt dazu, wenn der erigierte Phallus infolge einer heftigen Stauchung abknickt. Infolgedessen reißen die Schwellkörper oder die dünne Haut drum herum. Klingt schmerzhaft und das ist es laut Betroffenen auch. Um Langzeitschäden (beispielweise eine erektile Dysfunktion) zu verhindern, ist die medizinische Versorgung wichtig. Also ab zur Ärztin oder zum Arzt – es gibt keinen Grund zur Scham.

Das Äquivalent einer Penisruptur ist bei Frauen mehr oder weniger der sogenannte Scheidenriss. Ja, das klingt definitiv nicht weniger schmerzhaft! Glücklicherweise tritt er bei einvernehmlichem Sex äußerst selten auf. Daher ist auch keine bestimmte Stellung bekannt, die ihn provozieren würde. In einzelnen Fällen sind Sex-Toys dafür verantwortlich. Aber sehr viel wahrscheinlicher geht eine solche Verletzung der Vagina mit einer Geburt einher und bedarf einer chirurgischen Naht.

Fazit: Wir machen es kurz und schmerzlos – Sex macht Spaß und führt in der Regel selten zu Verletzungen. Aber hol dir rechtzeitig ärztlichen Rat ein, wenn doch mal etwas ist. Fest steht, dass korrekt ausgeführtes Krafttraining deine Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke stärkt und somit das allgemeine Verletzungsrisiko minimiert. Viel Vergnügen!