Zum Kinostart von „Hobbs & Shaw“
Jason Statham über Training, Stunts und Schmerzen
Schon vor seiner Schauspielkarriere war Jason Statham (52) eine Sportskanone. Als Wasserspringer belegte er einst den 12. Platz der Weltrangliste.
Sein durchtrainierter Body verhalf Statham zunächst zu einer Modelkarriere. Bis er 1998 Regisseur Guy Ritchie kennenlernte, der Statham eine Rolle in der Krimikomödie „Bube, Dame, König, grAS“ verschaffte. Fortan drehte der Engländer weitere Actionfilme und wurde vor allem durch die drei „Transporter“-Kinokracher berühmt. Seit 2013 gehört Statham dem „Fast & Furious“-Filmensemble an. Zusammen mit Dwayne Johnson ist er nun in dem Spin-off „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ (Kinostart: 1. August) zu erleben. Unser Redakteur Markus Tschiedert traf ihn zum Interview.
Du bist ein sehr körperlicher Schauspieler, der vor der Kamera immer noch selbst kämpft und springt. Gerade (am 26. Juli) hast du deinen 52. Geburtstag gehabt. Denkst du manchmal daran, ein bisschen kürzer zu treten?
Ich realisiere schon, was ich mache, aber ich denke nicht drüber nach, ob ich von allem gesättigt bin oder weniger machen sollte. Ich fühle mich auch nicht wie ein Tiger, der durch einen brennenden Reifen springt. Die meisten Actionszenen, die ich zu drehen habe, sind ziemlich gut abgesichert. Es werden alle erdenklichen Maßnahmen ergriffen, um diesen Sicherheitsstandard zu halten. Außerdem werden Filmstudios äußerst nervös, wenn ihre Darsteller verletzt werden könnten.
Du darfst also gar nicht so viel Einsatz zeigen wie du gern würdest?
Früher habe ich auf jeden Fall größere Wagnisse auf mich genommen. Ich bin auch schon mal selbst mit der Kamera auf der Motorhaube einen Berg runtergerast. 99 Prozent aller Stunts habe ich früher selbst gemacht. Wenn aber bei einer so großen Produktion wie „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ etwas schiefgeht, kann das ziemlich teuer werden, weshalb man mich nicht mehr so oft selbst ans Steuer lässt.
Und wie sieht’s mit Kampfszenen aus, in denen dein Gesicht nicht hinter einer Windschutzscheibe versteckt ist?
Körperliche Kämpfe empfinde ich nicht als gefährlich. Klar kann man sich auch dabei verletzen, sich den Kiefer brechen oder die Finger zu sehr belasten. Das kann dann Monate dauern, bis man sich wieder erholt hat.
Wobei hast du dich mal am schlimmsten verletzt?
Kann ich gar nicht so sagen, aber ich habe das Gefühl, es wird schlimmer. Selbst wenn ich einen Stuntman packe und ihn zu Boden werfe, knackt es in meinen Fingern. Der Schmerz hält manchmal Wochen an. Wenn man solche Szenen gleich zum Anfang dreht kann man die restliche Zeit kaum mehr greifen. Das fühlt sich dann an, als müsste man die ganze Zeit mit einem Stein im Schuh rennen.
Wie oft du dir schon die Finger gebrochen hast weißt du aber nicht mehr?
Ich breche mir ja nicht die Finger, sondern belaste sie zu sehr. Sie schwellen dann an, bis es wieder nachlässt und ich sie wieder normal bewegen kann.
Vielleicht absolvierst du ja das falsche Fitnessprogramm?
Ich mache meinen Job jetzt schon ziemlich lang und habe weder Programme noch irgendwelche Listen oder Zeiten, wonach ich trainiere. Ich entscheide das von Tag zu Tag selbst und mache die Übungen, auf die ich gerade Lust habe oder einfach mal ausprobieren möchte. Nur mein Martial-Arts-Training absolviere ich stets mit meinem Sparring-Partner – und das hört nie auf, weil man immer etwas Neues dazulernen kann.
Müssen manche Muskeln nicht mehr trainiert werden als andere?
Ich bin ja kein Bodybuilder und mache nichts, um Muskeln zu vergrößern. Ich bemerke nur, dass je älter man wird, desto wichtiger ist es, dass man sich noch gut bewegen kann. Es ist eine Tatsache, dass mit dem Alter alles langsamer wird (lacht).
Dein Filmpartner Dwayne Johnson beginnt jeden Tag mit einem Besuch im Fitnessstudio. Habt ihr mal zusammen trainiert?
Dwayne und ich sind verschiedene Typen, die sich unterschiedlich fit halten. Er geht in die Fitnessbude und wirft Gewicht um sich. Er hat einen phantastischen Körper. Ich stehe mehr auf Gymnastik und mache lieber Turnübungen und Nahkampfsport. Das steht im völligen Kontrast zu Dwayne. Aber ist auch das Gute daran.
Wie meinst du das?
Dass wir im Film ein gegensätzliches Paar sind. Man soll uns gar nicht miteinander vergleichen, sondern wir funktionieren durch unsere Gegensätze. Dwayne verkörpert den großen Amerikaner, der stark ist. Ich bin der flinke Brite, der seine Gegner mit gezielten Schlägen erledigt. Sie sind wie David und Goliath – nur das sich Hobbs und Shaw gegenseitig vertrauen.
Mal ehrlich, hast du dich neben Dwayne nicht manchmal etwas klein gefühlt?
Bruce Lee war eher ein kleiner Kerl mit einem Gewicht von vielleicht 60 Kilo. Aber er nahm es mit jedem auf, weil er akkurate Bewegungen ausführte und dabei schnell war. Schnelligkeit bedeutet Kraft. Egal wie groß jemand ist, wenn du ihn in die richtige Stelle am Körper triffst ist er erledigt. Das bestimmt auch das Handeln von Hobbs und Shaw im Film. Shaw ist sich sicher, genauso stark sein zu können wie Hobbs, und Hobbs ist der Kerl, der Shaw am Arm greifen könnte, um ihn als Waffe zu benutzen. Ebenso wissen beide, dass keiner einen Zweikampf zwischen ihnen überleben würde.
Du hast Dwayne also als Konkurrent empfunden?
Nein, jeder brachte auf seine Art etwas Athletisches in seine Rolle ein. Ich würde auch nie versuchen, mir mehr Gewichtsplatten auf die Stange zu packen als Dwayne. Das wäre wirklich dämlich.
Ein letzte Frage: Achtest du auf deine Ernährung?
Kommt darauf an. Um der Ästhetik einer Figur möglichst nahe zu kommen, halte ich auch strikte Diätpläne ein. Als ich etwa „Death Race“ drehte, aß ich vor allem Lachs mit Broccoli, um die Kalorien zu kontrollieren. Ich weiß nur nicht, ob man sich damit wirklich einen Gefallen tut, denn geschmacklich ist man doch sehr beeinträchtigt, wenn man solche Diäten macht (lacht).