Florian Munteanu im Interview
So massiv wie noch nie für „Shang-Chi“
Stark, zerstörerisch und furchterregend – Florian Munteanu (30) ist als anfangs fieser Razor Fist in der neuen Marvel-Comicverfilmung „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ gewiss die imposanteste Figur des ganzen Films. Schon als Gegenspieler von Michael B. Jordan in „Creed 2“ wusste der in Würzburg geborene und in München wohnhafte Kampfsportler zu beeindrucken. Aber nicht nur mit seinem perfekt trainierten Körper hat Munteanu Hollywood erobert. Er hat auch Köpfchen, studierte Medienwissenschaft und weiß, wie er seinen Weg zu gehen hat. Florian Munteanu hat das Zeug, ein ganz großer Star zu werden. Wir sprachen mit ihm.
Wie fühlt es sich für dich an, jetzt zum ‚Marvel Cinematic Universe‘ zu gehören?
Das ist natürlich eine sehr große Ehre für mich. Viele Schauspieler erträumen es sich, ins MCU hineinzukommen, aber natürlich auch viele Jugendliche und Kinder träumen davon, irgendwann mal einen Superhelden zu spielen. Für mich ist es natürlich die Erfüllung eines Traums, aber es ist noch alles so unfassbar für mich.
Jetzt steht dir wohl eine große Hollywoodkarriere bevor. Inwieweit hat dir deine Rolle als Viktor Drago in „Creed 2“ dazu verholfen?
Mit „Creed 2“ hatte ich es immerhin schon mal geschafft, meinen Namen bekannt zu machen. Aber ich bin natürlich noch lange nicht in der Position, dass mir solche Rollen wie in „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ einfach mal angeboten werden. Ich muss mich dafür ganz normal bewerben, und Gottseidank hat es geklappt.
Du spielst die Rolle des Razor Fist, dessen rechter Arm durch eine rasiermesserscharfe Klinge ersetzt wurde. Wie wurde das gedreht?
Das war die größte Umstellung für mich, weil ich es gewohnt bin, beide Arme durch meinen Box-Background gleichermaßen zu nutzen. Der Fokus lag also auf den rechten Arm, weil es mit der Klinge der weitaus interessantere Arm war. Dementsprechend habe ich den linken Arm fast ausschließlich nur zum Halten des Gleichgewichts genutzt oder um die Distanz zu kontrollieren. Alles andere hat fast nur mit dem rechten Arm stattgefunden, was eine riesige Umstellung war. Genauso wie die Umstellung vom Boxen zum eher MMA-orientierten Stil.
Musstest du deine Arme dafür anders trainieren als gewöhnlich?
Nicht was das Krafttraining angeht, aber du musst natürlich eins mit der Rolle werden. Daher musste ich mich daran gewöhnen, dass mein rechter Arm kaum an meinem Körper dranhängt, bis zu dem Moment, in dem ich die Waffe benutzte. Das war der Unterschied. Zuerst benutzte ich hauptsächlich den linken Arm und die linke Hand, aber im Kampf dann genau umgekehrt.
Die Klinge am rechten Arm wurde gewiss später erst am Computer hinzugefügt …
Genau, während der Drehs trug ich eine Art grünen Handschuh über meinen Arm, auf dem diverse Punkte befestigt waren. Dann wurde das durch CGI-Effekte für den fertigen Film umgeändert. Es war anfangs auf jeden Fall komisch, die Szenen mit einem grünen Handschuh zu drehen, weil es befremdlich aussah und ein ungewohntes Gefühl war. Vor allem meinen Arm beim Kämpfen ausgestreckt zu halten, so als wäre es wirklich eine Klinge. Aber nach zwei bis drei Tagen war ich dann voll in der Rolle drin.
Wie hast du generell für diese Rolle trainiert?
Ich habe generell darauf geachtet, dass ich so viel wie möglich wiege, weil Regisseur Destin Daniel Cretton ein sehr imposantes Erscheinungsbild von Razor Fist wollte. Ich habe in meiner Karriere wahrscheinlich noch nie so viel gewogen wie für diese Rolle, für die ich sehr, sehr massiv und massig rüberkommen wollte.
Wie hast du das angestellt?
Meine ganze Trainingsroutine, die ich an den Tag legen musste, orientierte sich vor allem auf Kraftübungen und weniger auf Konditionsübungen. Ich habe kaum athletisch-basierte Dinge getan. Es ging fast ausschließlich nur ums Krafttraining, um mein Gewicht nach oben zu pushen.
Verrätst du uns, wie viel du letztendlich für die Rolle gewogen hast?
So um die 113 bis 114 Kilo. Beim Bankdrücken hat man da schon mal die 150 bis 160 Kilo geschafft.
Wie sehr spielt dabei die Ernährung eine Rolle?
Die musste ich insofern umstellen, dass ich sehr viel mehr und häufiger essen musste. Sogar mehr Kohlenhydrate, weil es darum ging, das Gewicht zu erhöhen. Das ist mir sehr schwergefallen, weil ich mit meinem Sport eher gewohnt bin, athletische Dinge zu tun. Daher ist auch meine Ernährung normalerweise eine ganz andere. Aber für diese Rolle musste ich mich quasi quälen, zu essen. Auch wenn ich gar keinen Hunger hatte. Das war schon sehr anstrengend und herausfordernd.
Wie hast du dir immer wieder Appetit gemacht?
Mit viel Brot und Nudeln habe ich versucht, das monoton zu halten. Wie macht man sich Appetit (lacht)? Das ist echt nicht so leicht.
Hast du nach Drehschluss sofort angefangen, alles, was dir zu viel war, wieder abzutrainieren?
Das war wie ein natürlicher Prozess innerhalb einiger Wochen, nachdem ich meine Ernährung wieder umgestellt und zu meiner normalen Trainingsroutine zurückgefunden hatte. Da hatte ich ziemlich schnell wieder mein normales Gewicht, das ungefähr zwischen 106 und 107 Kilo liegt.
Wie sieht dein normaler Trainingsplan aus, der dir gewiss auch zu deinen muskulösen Armen verholfen hat?
Wenn ich in der Vorbereitung für eine Rolle bin, trainiere ich auch schon mal zweimal am Tag. Eine Trainingseinheit beinhaltet dabei immer das Krafttraining, und die andere das Konditionstraining mit Laufen, Schwimmen und vor allem Boxen.
Was magst du dabei am liebsten?
Ich boxe sehr gern, dementsprechend macht mir alles, was boxspezifisch ist, total Spaß. Egal ob Seilspringen, Sandsacktraining, Matratzentraining oder Sparring im direkten Zweikampf.
Du hast auch ein sehr breites Kreuz. Welche Übungen sind dafür nötig?
Boxen und schwimmen helfen im Allgemeinen sehr, das auszuprägen. Ansonsten ganz normales Rückentraining mit Lat- und Kabelzug. Das sind Standardübungen, die in keinem Rückenprogramm fehlen dürfen.
Trainierst du im Fitnessstudio eigentlich alle Körperpartien hintereinanderweg oder wählst du aus, an welchen Tagen welche trainiert werden?
Das ist bei mir immer gesplittet. Eine Körperpartie pro Tag, dementsprechend ist der ganze Plan auf eine Woche verteilt, und ich würde auch jedem raten, das genauso zu machen. Jede Körperpartie braucht seine Zeit, sich zu entwickeln. Würde man jeden Tag Ganzkörpertraining betreiben, erreicht man meiner Meinung nach kaum das gewünschte Ziel.
Gehst du jeden Tag ins Fitnessstudio?
Jeden Tag außer sonntags. Sonntag ist mein Ruhetag.
Man nennt dich auch ‚Big Nasty‘. Wie ist es zu diesem Spitznamen gekommen?
Das ist eine kleine Kindheitsgeschichte. Mit meinen Freunden habe ich immer auf der X-Box Kampfspiele ausgefochten und wir erstellten dafür unsere eigenen Charaktere. Meine Freunde haben dann den Namen ‚Big Nasty‘ für mich ausgesucht, und der ist dann irgendwie haften geblieben. Ich habe den Namen einfach durch meine ganze Karriere mitgezogen.
Nasty heißt so viel wie gemein und böse. Charaktereigenschaften, die du wahrscheinlich nur in deinen Rollen ausspielst, oder?
Wenn ich wollte, könnte ich das sicherlich auch im echten Leben zum Vorschein bringen. Aber über mich selbst würde ich sagen, dass ich ein entspannter Zeitgenosse bin. Ich wüsste gar nicht, was man machen müsste, um mich aus der Reserve zu locken oder auf die Palme zu bringen. Ich mag es aber lieber, freundlich zu sein und mit anderen zu lachen. Das Schurkische spiele ich dann wirklich nur in Filmen aus.
Wie geht’s jetzt mit deiner Karriere weiter?
Einen weiteren Film habe ich schon abgedreht, der heißt „Borderlands“ und kommt wahrscheinlich Anfang 2022 ins Kino. Das ist eine Computerspielverfilmung, und dieses Mal gehöre ich gleich von Anfang an auf die Seite der Guten. Mir ist es auf jeden Fall wichtig, keine eindimensionalen Rollen zu spielen, weil ich weiß, dass ich noch viel mehr schauspielerisches Talent habe, das ich auch zeigen möchte.
Seit zweitem September kannst du Florians Schauspiel-Talent und seinen gestählten Körper auf der Leinwand bewundern – viel Spaß im Kino und im Gym!