Ein Smoothie ist gesund. Doch schnell kann gesunde Ernährung zu einer Manie werden, die psychische Schäden verursacht
24. August 2022
von LOOX

Orthorexie

Wenn gesunde Ernährung ungesund wird

Du bist, was du isst. Dieser Satz ist alt, banal, aber in ihm steckt auch viel Wahrheit. Eine gesunde Ernährung, ein gesunder Lebensstil sind die Basis für ein gesundes Leben. Doch es gibt einen Punkt, wo gesund zu ungesund wird.

♦ Sich gesund zu ernähren, kann auch krankhaft werden.
♦ Kleine Sünden müssen drin sein. Verbote führen nur zu Heißhungerattacken
♦ Was nichts kostet, ist auch nichts. Das heißt: Wer sich gesund ernähren will, sollte dabei nicht geizig sein

Dein Body ist eine komplexe Maschine, die entsprechend gewartet werden muss, damit sie Höchstleistung bringt. Die Körperpflege hat daher nicht nur etwas mit der entsprechenden Hygiene und Training zu tun. Es kommt auch darauf an, was du deinem Körper zuführst. Nur wenn du genügend „Gutes“ zu dir nimmst, wirst du auch die Leistung bringen können, die du selbst von dir erwartest.

Orthorexie: Wenn gesund krank macht

Nun könnte man meinen, dass man sich gar nicht gesund genug ernähren kann. Doch es kann auch krankhaft werden. Der Fachbegriff dafür ist Orthorexie. Damit wird die Besessenheit bezeichnet, nur „reine“ oder cleane Lebensmittel zu sich zu nehmen. Hierbei liegen die Gefahren jedoch in der Regel zunächst einmal im psychischen und später erst im physischen Bereich. Diese gehen so weit, dass ein Verstoß gegen die selbst auferlegten Regeln, den Menschen komplett aus der Bahn werfen können.

Dabei sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Das bedeutet, dass man alles in Maßen und nicht in Massen zu sich nimmt. Das gilt für Alkohol, Zucker, Fast Food und so weiter. Schließlich möchtest du lange etwas von deinem Körper haben. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es diverse Ansätze.

Gemüse muss auf dem Speiseplan stehen

Es gibt Leute, die von einem Tag auf dem anderen alles Ungesunde aus ihrem Leben verbannen können, während andere einen sanften Umstieg zu einem gesunden Lifestyle bevorzugen. Eine Detox-Kur kann dabei symbolisch deine persönliche neue Zeitrechnung einleiten. Unser LOOX-Experte Jasper Caven empfiehlt daher, nicht zwingend alles „Schlechte“ zu streichen, sondern einfach erst einmal das „Gute“ erhöhen. Jasper: „Bei jeder Mahlzeit sollte möglichst viel Obst und Gemüse dabei sein oder zwischendurch auch mal einen Snack einbauen. Das gilt auch für die Trinkmenge, besonders wenn ich mehr Ballaststoffe esse, was für den Darm und die Verdauung mega-wichtig ist.“

Aber es besteht wie oben erwähnt die Gefahr, dass gesunde Ernährung zu einem Zwang wird. Das geht über das „clean eating“ hinaus. Wie viel Protein ist enthalten? Ist das Gemüse bio? Der Weg zur Orthorexie ist oft schleichend. Wohlgemerkt handelt es sich hierbei um keine offizielle Essstörung. Es wird in Experten-Kreisen kontrovers diskutiert, ob es sich dabei wirklich um eine Krankheit handelt.

Orthorexie ist keine offizielle Essstörung

Viele Faktoren (Persönlichkeit, Sozialökonomie, berufliches Umfeld) spielen bei der Entstehung der Orthorexie eine Rolle. Die Folgen sind wie erwähnt in erster Linie zunächst psychisch und erst zeitversetzt physisch. Oftmals erkennen die betroffenen Menschen zu spät, dass sie sich in einem Hamsterrad befinden, aus dem sie allein nur sehr schwer herauskommen.

Es geht darum, dass man seine Essgewohnheiten kontrolliert und nicht von ihnen kontrolliert wird. Natürlich führt gesunde Ernährung zu einem gesunden Körper, aber nicht zwangsläufig. Es funktioniert nur, wenn auch der Geist mitmacht.

Flexibilität in der Ernährung

Ein Schlüssel liegt dabei in der Flexibilität. Natürlich ist der Wunsch nach einer ausgewogenen, gesunden Ernährung zu unterstützen, aber es geht darum, sich nicht davon abhängig zu machen. Ein spontaner Restaurantbesuch mit Freunden sollte immer möglich sein, selbst wenn dieser mit deiner Essensroutine kollidiert. Auf Partys kann man auch mit Mineralwasser Spaß haben, doch du solltest dir das Glas Sekt, Bier, Orangensaft zum Anstoßen nicht verbieten.

Selbst wenn du dich aus gesundheitlichen Gründen (starkes Übergewicht, Herz-Kreislauf-Probleme, Allergien etc.) zu einer Ernährungsumstellung gezwungen hast, kennt jede Rücksichtnahme Grenzen. Es ist ein Geben und Nehmen. Natürlich kannst du von deinen Freunden Rücksicht erwarten, wenn du etwa Veganer oder Vegetarier bist oder eine Laktoseunverträglichkeit hast. Aber bringst du dein abgewogenes Reis-Brokkoli-Hühnchen-Gericht mit zur Dinner-Party bei Freunden, ist dies unhöflich. Schließlich haben die sich ja Mühe gegeben.

Ein freiwilliger oder auch unfreiwilliger Verzicht auf Lebensmittel ist grundsätzlich vollkommen unproblematisch, sollte aber auch mit deinen Freunden kommuniziert werden. Außerdem erfolgt eine Einladung in den seltensten Fällen so spontan, dass du dich darauf nicht einrichten kannst. Dazu sollte dein Lifestyle niemals in Intoleranz ausarten.

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Nur mit der richtigen Ernährung erreichst du deine sportlichen Ziele

Deine Ernährung zu planen und entsprechend zu organisieren, ist elementar, wenn du sportliche Ziele verfolgst. In der Regel wirst du da auch in deinem sozialen Umfeld unterstützt und nicht als „Spinner“ abgetan. Dennoch solltest du aber für Hinweise von Menschen, die dir nahestehen, offen sein, bevor dein soziales Leben anfängt, darunter zu leiden. Denn ohne den Support von Familie und Freunden wird es ungleich schwerer, gesteckte Ziele zu erreichen.

Aus einer sozialen Isolation heraus ist selten etwas Großes entstanden. Daraus entsteht dann auch ein Druck, dem du oft nicht standhalten kannst. Du gerätst in eine Spirale, die dazu führt, dass du immer extremer wirst. Dadurch entstehen dann auch körperliche Defizite, indem du Mangelerscheinungen entwickelst. Durch den Zwang, sich gesund zu ernähren, förderst du im Worst Case Essstörungen.

Essen muss nicht nur funktionieren – darf es aber

Grundsätzlich musst du für dich selbst entscheiden, ob du bestimmte Lebensmittel komplett aus deinem Leben streichen willst. Natürlich lebst du ohne Zucker gesünder, aber ein Schokoriegel hin und wieder wird dich nicht sofort umbringen. Kannst du problemlos auf Süßspeisen verzichten, umso besser für dich. Ist der Verzicht für dich jedoch eine Tortur, entwickle für dich einen Kompromiss, mit dem du Leben kannst. Das kann bedeuten, dass du erst mal deinen Konsum reduzierst, anpasst oder einfach als Belohnung nutzt. So motivierst du dich zusätzlich.

„Essen muss funktionieren“ – viele Fitnesssportler haben diesen Satz schon mindestens einmal laut ausgesprochen. Nicht falsch, aber auch nicht der Sinn der Sache. Essen und Trinken stehen auch für Genuss, Sinnlichkeit und Lebensfreude. Willst du dir das kaputtmachen? Besteht ein Großteil deines Lebens aus Wiegen, Planen und dem Lesen von Etiketten, um herauszufinden, ob der Puddingbecher genug Protein hat, überschreitest du eventuell schon die Grenze von gesund zu ungesund.

Regelverstöße bei der Ernährung können dich psychisch aus der Bahn werfen

Die eigenen strengen Regeln – im Fall der Orthorexie bezieht sich dies auf das „Clean Eating – führen oft zu einem hohen Stress-Level. Kannst du dann einmal, ohne eigenes Dazutun, dich nicht an die Regeln halten, wirft dich das aus der Bahn und führt zu Schuldgefühlen, Stress oder sogar Scham und Wut. Hier erreichst du definitiv den Punkt, wo du Hilfe brauchst. Dieser Stress sorgt am Ende sogar zu einer Beeinträchtigung deiner kognitiven und körperlichen Fähigkeiten.

Entscheidest du dich dazu, deine Form der Ernährung umzustellen, ist dies grundsätzlich gut und richtig. Aber: Besonders am Anfang empfiehlt es sich, auch einen Arzt zurate zu ziehen. Ein Blutbild, eine Körperfettanalyse etc. helfen dir beim Start oder zeigen dir erst einmal, wo du die Hebel ansetzen musst. Das ist wichtig, um klassische Folgen einer Essstörung oder Orthorexie wie Unterernährung, Blutarmut oder auch Verdauungsstörungen zu vermeiden.

Gesunde Ernährung kostet Geld

Für viele Menschen ist gesunde Ernährung auch eine Kostenfrage. Was nichts kostet, ist auch nichts. Es gibt auch Fitnesssportler, die sich für die „richtige“ Ernährung sogar verschulden. Auch hier überschreitest du eine Grenze, die schnell ins Ungesunde abdriftet. Aber du kannst dich auch mit einem begrenzten Budget, ausgewogen, gesund und fitnessorientiert ernähren. An der Ernährung zu sparen, wäre dennoch in jedem Fall ein falscher Ansatz. Da gibt es andere Bereiche, wo du eher auf den Euro schauen solltest.

Oftmals ist es aber tatsächlich so, dass beispielsweise vegane Lebensmittel überteuert sind – leider. Denn viele Milchersatzprodukte sind in der Herstellung oft günstiger als „normale“ Milch. Auch Fleisch ist ein heikles Thema. Hier ist die Supermarkt-Ware ist oft viel zu günstig. Klar, bringen dir Hühnchen und Eier schnelle (und gute) Proteine, doch die Qualität ist dabei oft sehr low. Hier sollte definitiv Qualität über Quantität gehen.

Fazit: Natürlich ist eine gesunde und ausgewogene Diät unverzichtbar. Ständiger Verzicht ist aber definitiv keine Alternative. Die Dosis macht das Gift. Die verbreitetste Herangehensweise an das Thema ist das 80:20-Prinzip, was besagt, dass 80 Prozent der zugeführten Nahrung gesund sein sollte. Das ist natürlich nicht das Allheilmittel, aber es ist erst mal eine gute Orientierung. Dieses Prinzip kann dir, ähnlich wie die Freude auf einen Cheat-Day, einen zusätzlichen Push geben, indem du etwas hast, worauf du dich freuen kannst.

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