Diese Frau sieht eigentlich ganz entspannt aus. Dabei kann Schröpfen für manche auch sehr schmerzhaft sein
3. Juni 2019

Die Therapie mit den „lustigen Flecken“

Alles über das Schröpfen

Gesehen hat es bestimmt jeder schon einmal. Menschen, die sich komische Gläser auf den Rücken befestigen und die hässliche blaue Flecken zurücklassen. Richtig, wir reden vom Schröpfen. Die einen schwören darauf, die anderen tun es als Humbug ab. Wir wollten es natürlich genau wissen und fragten mal bei einer Expertin nach.

Das Schröpfen kommt aus Asien und wird dort schon seit beinahe 3000 Jahren praktiziert. Die Massagetherapeutin und ehemalige Leistungssportlerin Larissa Römermann (25) erklärt uns das Prinzip. Larissa: „Das Schröpfen beruht auf dem Prinzip des Giftaussaugens, beispielsweise nach dem Biss einer Schlange oder eines Skorpions.“ Beim Schröpfen entsteht im Prinzip eine Blutzirkulation, die einen Heilungsprozess in Gang setzt, in der Giftstoffe aus dem Körper ausgeschieden werden.

Was wird beim Schröpfen gemacht?

Wichtig: Ein guter Therapeut lässt sich Zeit. Larissa: „Meistens verbinde ich Schröpfen mit einer Massage, um direkt Verspannungen oder Disbalancen abzuchecken.“ Es gibt dabei verschiedene Techniken. Es wird auch zwischen trockenem und blutigem Schröpfen unterschieden, wo die Haut mithilfe eines „Nagelrollers“ (vereinfacht formuliert) durchlöchert wird. Das fördert ein direkteres Ausscheiden der Giftstoffe über das Blut beziehungsweise die austretende Körperflüssigkeit.

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Beim trockenen Schröpfen wird die Haut herangezogen und anschließend die Gläser (können auch aus Kunststoff sein) mithilfe einer Pumpe an der Haut angebracht. Die Pumpe saugt die Luft heraus, sodass ein Vakuum entsteht. Larissa: „Ich ziehe beim ersten Glas auch nicht komplett die Luft heraus, damit ich es noch bewegen kann. So sorge ich aber schon für eine erste Aktivierung.“

Was passiert in meinem Körper?

Das Glas wird nur an Muskelpartien oder Sehnen angesetzt – nicht am Knochen. Larissa: „Das bringt nichts, denn ein Knochen hat schlicht und ergreifend kein Blut.“ Denn: Beim Schröpfen soll vor allem die Blutzirkulation im Körper angeregt werden. Larissa: „Durch das Anregen der Durchblutung, transportiert der Körper neues Blut an die gereizten Stellen.“

Das Schröpfen löst im Körper eine Art Kettenreaktion aus. Der Puls geht meist ein bisschen hoch. Larissa: „Das ist gut. So bekommt der Kopf ein Zeichen, dass etwas im Körper passiert. Da ist etwas, was da nicht hingehört. Vielen wird durch die ‚neue‘ Durchblutung auch etwas warm und sie fangen an zu schwitzen.“

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Tut Schröpfen weh?

Nach dem Schröpfen ist man – im wahrsten Sinne des Wortes – gezeichnet. Zurück bleiben Flecken. „Es ist im Prinzip wie ein großer Knutschfleck“, lächelt Larissa. Je dunkler, desto akuter war die Verspannung. Larissa: „Man ist für fünf, sechs Tage gebrandmarkt.“

Dementsprechend kann man sich vorstellen, dass die Prozedur mit Sicherheit nicht ohne ein wenig „Aua“ vonstattengeht. Larissa: „Es gibt Stellen die sind super empfindlich. Dazu gehört der Hals und der Nacken. Gerade diese beiden Stellen bauen eine Menge Stress ab, sind dafür aber relativ kleine Muskeln, die eine große Last zu tragen haben.“ Auch der Beckenbereich und die äußeren Oberschenkel sind nichts für Zartbesaitete. Larissa: „Nacken und Hüftbereich sind Stellen am Körper, die wie ein Auffangbecken für Gefühle und Emotionen sind. Das wird allgemein unterschätzt.“

Am Nacken dauert es auch sehr lange, bis die Leute entspannen. Er tut besonders bei schweren Verspannungen sehr weh. Manchmal hilft es dann, vom Schmerz abzulenken. Beispielsweise indem man durch ein weiteres Glas an einer anderen Stelle einen neuen Reizpunkt setzt. Vereinfacht: Du hast Kopfschmerzen und dann tritt dir jemand gegen das Schienbein. Der Kopfschmerz tritt automatisch in den Hintergrund.

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Was passiert nach dem Schröpfen und kann ich es auf präventiv anwenden?

Der Körper wird beim Schröpfen ganz schön durcheinandergebracht. Das bestätigt auch die Expertin. Larissa: „Nach der Behandlung empfiehlt es sich, eine Menge zu trinken. Gerade beim Schröpfen werden viele Giftstoffe freigesetzt. Die müssen raus.“

Leistungssportler – besonders Schwimmer wie Olympia-Held Michael Phelps (33/23 x Olympia-Gold) – setzten das Schröpfen auch vor Wettkämpfen ein. Das ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Larissa: „Eine Stunde vor dem Wettkampf würde ich nicht empfehlen. Dafür herrscht danach im Körper zu viel Unruhe. 24 oder 48 Stunden sind dagegen ideal.“ Schließlich fühlt man sich danach oft gerädert und müde. Der Körper braucht oftmals eine Nacht, um die Eindrücke zu verarbeiten.

Ist Schröpfen teuer?

Auch beim Schröpfen gilt: „Was nichts kostet, ist auch nichts!“ Weniger als 60 Euro pro Stunde solltest du nicht investieren. Larissa: „Man darf nicht vergessen, dass es sich hierbei um ein Handwerk handelt.“ Und das kostet.

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Es gibt jedoch auch einen Weg, über die Krankenkasse das Schröpfen abgerechnet zu bekommen. Wenn dein Hausarzt dir eine Physiotherapie verschreibt, kannst du dir einen Therapeuten suchen, der Schröpfen anbietet. Wichtig: Auf dem Rezept muss „manuelle Therapie“ stehen. Dann läuft die Sache.

Fazit: Schröpfen ist nicht für alle geeignet. Du musst offen für alternative Heilkünste sein und dich darauf einlassen. Ausprobieren lohnt sich aber definitiv – aber nur bei Fachleuten.

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