Wenn du Krafttraining im höheren Alter mit zwei weiteren Mitteln kombinierst, verringerst du das Krebsrisiko immens
3. Mai 2023
von Franziska Schindler

Studie verrät

Krebsrisiko senken mit 3 einfachen Mitteln

Laut RKI steigt die Zahl der an Krebs erkrankten Personen mit der allgemein höheren Lebenserwartung. Mit einem Anteil von acht Prozent an allen Krankenhausaufenthalten, stellt die Erkrankung weiterhin den vierthäufigsten Behandlungsgrund dar. Umso erfreulicher, dass eine Studie nun drei erschwingliche Mittel zur Krebsprävention bestätigt.

  • Indem ältere Menschen Vitamin D, Omega-3 und Krafttraining kombinieren, verringern sie das Krebsrisiko um 61 Prozent.
  • Ausgewählte Probandinnen und Probanden nahmen im Studienverlauf von drei Jahren täglich 2.000 I. E. Vitamin D, sowie 1.000 Milligramm Omega-3-Fettsäuren zu sich und trieben dreimal wöchentlich zu Hause Sport.
  • Vitamin D kann das Wachstum von Krebszellen hemmen, Omega-3 diese töten, Bewegung verbessert nachweislich die Immunfunktion und verringert Entzündungen.

Supplements und Training gegen Krebs

Eine Schweizer Studie belegt, dass eine Kombination aus hoch dosiertem Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und einfachem Krafttraining das Krebsrisiko von gesunden Menschen im höheren Alter um 61 Prozent reduziert. Veröffentlicht wurden die Erkenntnisse im Fachmagazin Frontiers in Aging. Es handelt sich dabei um die erste Studie, welche den kumulativen Nutzen dieser drei – für die breite Öffentlichkeit erschwinglichen – Gesundheitsmaßnahmen erforscht hat. Was macht sie so wirksam?

Deshalb sind die Maßnahmen sinnvoll

Bis dato war nur bekannt, dass die einzelnen Interventionen für sich betrachtet in geringem Maße Krebs vorbeugen können. So bestätigten mechanistische Studien in der Vergangenheit, dass Vitamin D das Wachstum von Krebszellen hemmt. Selbst der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DFZ) empfiehlt, den Vitamin-D-Spiegel aufzubessern – und zwar auf natürliche Weise. Hierzu solle man sich zwei- bis dreimal pro Woche bei Sonnenschein für etwa zwölf Minuten im Freien aufhalten. Wichtig: Gesicht, Hände und Teile von Armen und Beinen müssen unbedeckt und ohne Sonnenschutz sein. Umfassende Informationen zu Vitamin D, bekommst du in einem anderen LOOX-Artikel.

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Omega-3 wirkt ähnlich in Bezug auf die Krebsprävention. Bereits vor der angeführten Studie fand man heraus, dass bestimmte Fettsäuren Tumorzellen stimulieren und andere sie hingegen abtöten. Letzteres trifft auf die Fettsäure Omega-3 zu. Diese kann die Umwandlung normaler Zellen in Krebszellen bremsen. So vergiftet Omega-3 Krebszellen buchstäblich über ein Phänomen, welches als Ferroptose bezeichnet wird. Üblicherweise speichern Tumorzellen Fette gebündelt in einer sauren Umgebung. Das macht sie weniger anfällig für Schäden. Trifft die Tumorzelle nun auf große Mengen DHA (Docosahexaensäure), wird sie überfordert und zerstört sich selbst. Das liegt daran, dass die Zelle Omega-3-Fettsäuren nicht speichern kann.

Zu guter Letzt: der Nutzen von Krafttraining in Bezug auf Krebs. Bewegung verbessert nachweislich die Immunfunktion und verringert Entzündungen, was zur Krebsprävention beitragen kann. Die Deutsche Krebsgesellschaft titelt auf ihrer Website sogar, dass Sport bei Krebs so wichtig wie ein Medikament sei. Körperliche Aktivität könne nachweislich die Nebenwirkungen einer Chemo- oder antihormonellen Therapie reduzieren. Er habe aber auch direkten Einfluss auf die Entstehung und das Rückfallrisiko. Eine andere Studie belegt, dass Krafttraining das Risiko um 25 Prozent verringert, insbesondere an Darm- und Nierenkrebs zu erkranken. In Kombination mit den Nahrungsergänzungsmitteln Vitamin D und Omega-3 wäre das Ergebnis sicher noch erfreulicher ausgefallen. Wie gingen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Schweizer Studie vor?

Studienaufbau und -verlauf

Setting und Ziel:

Der Forschungszeitraum betrug jeweils drei Jahre (nach Datenerfassung von Dezember 2012 bis Dezember 2017). Das Ziel der Studie war es, die individuellen Vorteile sowie den kombinierten Nutzen der drei Gesundheitsinterventionen Vitamin D, Omega-3 und Krafttraining zu überprüfen.

Teilnehmende:

Für die Studie wurden die Daten von 2.157 gesunden über 70-jährigen Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeheimen in der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Österreich und Portugal ausgewertet. Voraussetzung für die Teilnahme war, dass die Personen fünf Jahre vor der Einschreibung keine Krebsdiagnose bekommen hatten und die Krankheit in dieser Zeitspanne auch nicht aufgetreten ist. Außerdem wurde gefordert, dass die Probandinnen und Probanden mobil sind, gute kognitive Funktionen haben und allesamt bereits ausreichend mit Vitamin D versorgt sind.

Studiendesign:

Die Teilnehmenden wurden in acht Behandlungsgruppen unterteilt.
1. Vitamin D3 täglich + Omega-3 täglich + Krafttraining dreimal wöchentlich
2. Vitamin D3 täglich + Omega-3 täglich
3. Vitamin D3 täglich + Krafttraining dreimal wöchentlich
4. Omega-3 täglich + Krafttraining dreimal wöchentlich
5. Vitamin D3 täglich
6. Omega-3 täglich
7. Krafttraining dreimal wöchentlich
8. Placebo täglich

Supplementierung und Training:

Bei der Gabe von Vitamin D3 hat man sich auf 2.000 I. E. am Tag geeinigt – aufgeteilt auf zwei Kapseln. Das entspricht insgesamt 50 Mikrogramm (µg). Von Omega-3 mussten täglich ebenfalls zwei Kapseln eingenommen werden, welche zusammen auf 1.000 Milligramm Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) im Verhältnis 1:2 kamen. In puncto Training ist lediglich bekannt, dass es sich um ein „einfaches Krafttrainingsprogramm für zu Hause“ handelte.

Vorgehen:

Mithilfe von Kontrollanrufen im Abstand von drei Monaten und standardisierten Gesundheits- und Funktionsuntersuchungen im ersten, zweiten und dritten Jahr, analysierten die Forschenden die Auswirkungen auf das Risiko von invasivem Krebs. Hierbei handelt es sich um einen Tumor, der bereits in benachbartes Gewebe eingedrungen ist und über die primäre Gewebeschicht hinausgeht. Dies birgt ein hohes Risiko zur Streuung von Metastasen.

Ergebnisse:

Die Studie ergab, dass jede einzelne der drei Maßnahmen einen individuellen Nutzen für die Krebsprävention hat. Aber erst durch die Kombination von Vitamin D3, Omega-3 und Krafttraining wurde ein statistisch signifikanter Nutzen erzielt. Damit wurde schlussendlich eine Gesamtreduktion des Krebsrisikos um 61 Prozent festgestellt.

Fazit: Der Studie aus dem Fachmagazin Frontiers in Aging zufolge, können ältere Menschen oberhalb von 70 Jahren das Krebsrisiko durch die gleichzeitige Einnahme von Vitamin D und Omega-3, sowie mittels Krafttraining signifikant verringern. Inwiefern sich diese Erkenntnis auf die jüngere Bevölkerung übertragen lässt, scheint nicht festzustehen. Man kann nur vermuten, dass sich die unzähligen Vorteile von Kraftsport bereits in früheren Jahren positiv auf das Erkrankungsrisiko auswirken. Ebenfalls unklar: Handelt es sich bei den Ergebnissen um einen kausalen Zusammenhang oder lediglich um eine Korrelation? Nichtsdestotrotz stellt die Studie eine geeignete Basis für weitere Forschung dar. So schlussfolgert die Studienleiterin Dr. Heike Bischoff-Ferrari vom Universitätsspital Zürich: „Zukünftige Studien sollten den Nutzen kombinierter Behandlungen bei der Krebsprävention verifizieren und sich auch auf längere Nachbeobachtungen über die in dieser Studie bewertete Dauer von drei Jahren hinaus erstrecken.“