Bestimmte Aktivitäten brauchst du täglich nur elf Minuten zu betreiben, um dich vor Covid-19-Folgen zu schützen
8. Februar 2023
von Franziska Schindler

Nur elf intensive Minuten täglich

Bewegung verringert Covid-19-Folgen

Dass dich Bewegung gesund hält, ist nichts Neues. Aber wusstest du auch, dass körperliche Aktivität vor Covid-19-Folgen schützen kann? Das hat zumindest eine Metaanalyse ergeben. Wir haben sie für dich unter die Lupe genommen und klären auf, wie viele Minuten dafür wirklich nötig sind.

  • Körperliche Aktivität kann die negativen Folgen einer Covid-19-Erkrankung verringern, zu welchen ein schwerer Verlauf, eine Krankenhauseinweisung und der Tod zählen.
  • Dazu sind pro Woche bereits 150 Minuten moderate Bewegung oder 75 Minuten mit hoher Intensität ausreichend, was 21 beziehungsweise elf Minuten am Tag entspricht.
  • Zurückführen lassen sich die Ergebnisse unter anderem auf verbesserte Entzündungsreaktionen und eine gesteigerte kardiorespiratorische Fitness.

Bewegung verringert Covid-19-Folgen

Eine im British Journal of Sports Medicine veröffentlichte systematische Überprüfung und Metanalyse eines spanischen Forschungsteams ergab, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Wahrscheinlichkeit für unerwünschte Folgen einer Covid-19-Erkrankung verringert. So wurde herausgefunden, dass für aktive Personen das Risiko einer Krankenhauseinweisung um 36 Prozent sinkt. Ferner dürfen sich diese über ein 44 Prozent geringeres Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs erfreuen. Körperliche Aktivität reduziert zudem das Covid-19-Sterberisiko um 44 Prozent und selbst die Ansteckungsgefahr fällt elf Prozent geringer aus.

Das sind beachtliche Ergebnisse. Wie viel Bewegung ist dafür notwendig?

Nur elf bis 21 Minuten am Tag

Wenn du jetzt gedacht hast, dass für solche Ergebnisse ein unrealistisches Pensum an körperlicher Aktivität erforderlich ist, wirst du überrascht sein. Der Metaanalyse zufolge werde der größte Nutzen erzielt, wenn man sich wöchentlich für mindestens 150 Minuten bei moderater Intensität bewegt oder für 75 Minuten bei hoher. Das entspricht nur 21 beziehungsweise elf Minuten am Tag – was definitiv umsetzbar ist.

Doch was genau versteht man unter hoher Intensität? Und was heißt moderat? Laut der Havard School of Public Health kannst du dir Folgendes darunter vorstellen:

Geringe Intensität (< 3 METs):

Langsames Gehen, Computerarbeit, Steharbeit (z.B. Abspülen, Kochen), Angeln (sitzend), Instrument spielen

Moderate Intensität (3 – 6 METs):

Sehr zügiges Gehen (6 km/h), anstrengendes Putzen (z. B. saugen, wischen, Fenster putzen), Rasen mähen, langsames Radfahren (16 – 19 km/h), Badminton, Tennis-Doppel

Hohe Intensität (> 6 METs):

Wandern, joggen (mindestens 10 km/h), schaufeln, schwere Lasten tragen, schnelles Radfahren (23 – 26 km/h), Basketballspielen, Fußballspielen, Tennis-Einzel

Du verringerst die Folgen einer Covid-19-Erkrankung also beispielsweise, indem du täglich 21 Minuten lang zügig spazieren gehst oder elf Minuten bei schneller Geschwindigkeit Rad fährst. Darüber hinaus heißt es zur Erklärung: „Aktivitäten mit moderater Intensität sind solche, die dich dazu bringen, dich schnell genug zu bewegen, um drei- bis sechsmal so viel Energie pro Minute zu verbrennen wie im sitzenden Ruhezustand […]. Aktivitäten mit hoher Intensität verbrennen sechs METs.“

Gut zu wissen: Aktivität wird in Fachkreisen in MET gemessen. Die Abkürzung steht für „Metabolic Equivalent of Task“, im Deutschen heißt es metabolisches Äquivalent. Der Havard School of Public Health zufolge ist ein MET definiert als die Energie, welche benötigt wird, um ruhig zu sitzen.

 

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Mögliche Gründe für die Ergebnisse

Für die Ergebnisse gebe es eine plausible biologische Erklärung, so die Forschenden der Universidad Pública de Navarra in Pamplona (Spanien). Regelmäßiges Training bei mittlerer Intensität kann dazu beitragen, die entzündungshemmenden Reaktionen des Körpers zu verbessern und die kardiorespiratorische und muskuläre Fitness zu steigern. Dies wirke sich vorteilhaft auf den Schweregrad von Covid-19 aus. Außerdem sei ausschlaggebend, dass körperlich aktive Menschen schwächere Symptome aufweisen, eine kürzere Erholungszeit benötigen und seltener andere anstecken.

In einem YouTube-Video des British Journal of Sports Medicine (BMJ), in welchem die Metaanalyse publiziert wurde, heißt es des Weiteren: „Auf der anderen Seite ist weitreichend bekannt, dass regelmäßige körperliche Aktivität eine Vielzahl von Vorteilen auf die Gesundheit hat. Sie stärkt die Immunabwehr und mildert die Auswirkungen von Stress auf die Immunität.“ Überdies wird auf die positive Wirkung von Bewegung auf Bluthochdruck, Diabetes, Fettleibigkeit und Atemwegserkrankungen im Allgemeinen hingewiesen. Das Fazit des BMJ lautet daher: „Let’s move!“

Details der Metaanalyse

Ziel der systematischen Überprüfung und Metaanalyse war es, den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und den mit Covid-19 einhergehenden Folgen zu quantifizieren. Hierzu durchsuchten die drei Wissenschaftler und eine Wissenschaftlerin Forschungsdatenbanken nach relevanten Arbeiten, welche zwischen November 2019 und März 2022 veröffentlicht wurden. Aus anfänglich 291 Studien erfüllten letztendlich 16 die folgenden Kriterien:

1. Teilnehmer: Erwachsene im Alter von 18 Jahren und älter mit und ohne Covid-19-Diagnose

2. Exposition: körperliche Aktivität, bewertet mit Fragebögen oder objektiven Messgeräten

3. Analysierte Ergebnisse: SARS-CoV-2-Infektion, Krankenhausaufenthalt aufgrund von Covid-19, schwerer Covid-19-Verlauf, Tod durch Covid-19

4. Studiendesign: Fall-Kontrolle, Querschnitts-, prospektive und retrospektive Kohortenstudien

Unterm Strich ergab sich daraus eine Teilnehmerzahl von insgesamt 1,8 Millionen Erwachsenen, deren Durchschnittsalter 53,2 Jahre beträgt. Etwas mehr als die Hälfte setzt sich aus Frauen zusammen. Die eingeschlossenen Quellen sind zumeist Beobachtungsstudien, welche in Südkorea, England, Kanada, Großbritannien, Spanien, Brasilien, Palästina, Südafrika, Schweden und im Iran durchgeführt wurden. Welcher Schluss lässt sich aus dem Ganzen ziehen?

Weitere Forschung für Präzisierung nötig

Es wird geschlussfolgert, dass die Erkenntnisse Entscheidungstragenden im Gesundheitswesen eine Hilfe sein können. So hätten die erfreulichen Ergebnisse das Potenzial, bei der Erstellung von Empfehlungen und der Entwicklung von Richtlinien in Bezug auf körperliche Aktivität zur Verringerung von Covid-19-Folgen beizutragen. Das gelte sowohl auf individueller als auch auf Bevölkerungsebene.

Nichtsdestotrotz geht aus der Metanalyse hervor, dass aufgrund der Uneinheitlichkeit der einzelnen Studien und der sogenannten Publikationsverzerrung weitere Forschung mit standardisierter Methodik und Ergebnisberichterstattung erforderlich sei. Unter Publikationsverzerrung (auch: Publikationsbias) versteht man die statistisch verzerrte Darstellung der Datenlage in wissenschaftlichen Zeitschriften. Diese lässt sich darauf zurückführen, dass Studien mit positiven beziehungsweise signifikanten Ergebnissen häufiger veröffentlicht werden als solche mit keinen oder negativen.

Fazit: Der systematischen Überprüfung und Metanalyse zufolge verringere körperliche Aktivität die Wahrscheinlichkeit für unerwünschte Folgen einer Covid-19-Erkrankung. Dafür seien pro Woche lediglich 150 Minuten Bewegung mit moderater Intensität (zum Beispiel zügiges Gehen) oder 75 Minuten mit hoher (zum Beispiel Joggen) vonnöten. Das entspricht nur 21 beziehungsweise elf Minuten am Tag – ein umsetzbares Pensum. Erklären lassen sich die erfreulichen Ergebnisse mit den vielen positiven Auswirkungen, welche Bewegung auf die Gesundheit hat. Dazu zählen unter anderem verbesserte Entzündungsreaktionen und eine gesteigerte kardiorespiratorische Fitness. Trotz allem sei zukünftig weitere Forschung nötig, um den Zusammenhang von Covid-19 und körperlicher Aktivität zu präzisieren. Bis dahin heißt es für dich: Let’s move!

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