Was haben vegane und tierische Wurst gemeinsam? Mineralölbestandteile …
5. April 2022
von LOOX

Vegane Wurst im Ökotest

Größtenteils „mangelhaft“ oder „ungenügend“

Immer mehr Menschen verzichten auf tierische Produkte, das Angebot an pflanzlichen Alternativen wird stetig größer. Daher ging es in der April-Ausgabe von Ökotest um die Wurst: Es wurden 19 vegane Aufschnitte unter die Lupe genommen – mit vernichtenden Ergebnissen.

  • Ökotest hat insgesamt 19 vegane Aufschnitte getestet, darunter lediglich einen für „gut“ befunden und sogar vier Produkte mit „ungenügend“ bewertet
  • Bei den problematischen Inhaltsstoffen handelt es sich um Mineralölbestandteile, das Verdickungsmittel Carrageen und hohen Salzgehalt
  • Zumindest in puncto Fett- und Proteingehalt, sowie Geschmack und Aussehen konnten die pflanzlichen Alternativen überzeugen

Nur eine Wurst mit „gut“ bewertet

Für die April-Ausgabe hat Ökotest vegane Wurst getestet. Die 19 Aufschnitte ahmen unter anderem Salami, Lyoner, Schinkenwurst und Mortadella nach. Erfreulich war, dass die Expertinnen und Experten keinerlei Beanstandungen in Sachen Geschmack und Mundgefühl feststellen konnten. Der pflanzliche Aufschnitt hat wohl gemundet! Außerdem wird festgehalten, dass „vegane Wurstersatzprodukte fast nur gewinnen“ können. Sie kämen schließlich ohne Tierleid, Antibiotika und klimaschädliche Gase aus. On top würde der Verzicht auf Nitritpökelsalz und rotes Fleisch das Krebsrisiko reduzieren. Für Ökotest bestand das Problem vielmehr in den Zutaten, die verwurstelt wurden.

So blieb am Ende nur ein Produkt mit dem Gesamturteil „gut“ übrig: „Vemondo Veganer Aufschnitt nach Schinkenwurst-Art“ von Lidl (1,49 Euro/100 g). Aber wie es der Zufall so will, soll genau diese Wurst nun überarbeitet werden – zum Bedauern von Ökotest. Als eine Alternative dazu wird ein Produkt von Alnatura empfohlen. Der „Vegane Tofu Aufschnitt Kräuter“ (2,07 Euro/100 g) schnitt zumindest in puncto Inhaltsstoffe mit „gut“ ab.

Wie kamen die schlechten Bewertungen zustande und um welche vegane Wurst solltest du lieber einen (Lyoner-)Bogen machen?

Mineralöl, Carrageen und Salz problematisch

Die kurze Version: Die Ergebnisse waren für die Expertinnen und Experten enttäuschend, weil der Großteil der „Wurst“ mehr oder weniger stark mit Mineralölbestandteilen verunreinigt ist. Außerdem seien teils umstrittene Zusatzstoffe und eine große Menge Salz enthalten. Demzufolge schnitten rund zwei Drittel der Produkte im Test mit dem Gesamturteil „mangelhaft“ oder „ungenügend“ ab. Wie gesund vegane Wurst ist, steht für das Magazin damit so ziemlich fest.

Mineralöl

In zwei Fällen konnte das von Ökotest beauftragte Labor aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe nachweisen. Zur Gruppe dieser sogenannten MOAH können dem Magazin zufolge krebserregende Verbindungen gehören – es fordert daher einen gesetzlichen Grenzwert in Lebensmitteln. Darüber hinaus fand man im Großteil der Produkte Verunreinigungen mit gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH/MOSH-Analoge). Diese können sich im Körper anhäufen und sollten vorsorglich gar nicht oder nur in geringen Mengen in Lebensmitteln enthalten sein.

Es wurde außerdem herausgefunden, dass viele der getesteten Aufschnitte über „Spuren“ oder „leicht erhöhte“ Mineralölbestandteile verfügen. Besonders kritisch: In fünf Fällen waren die Gehalte sogar „stark erhöht.“ Verpackungen können unter anderem für derartige Bestandteile verantwortlich sein. Sie gehen aber auch aus Gleitmitteln für Kunststoffdärme in die vegane Wurst über. Fun fact ohne Fun: Dieses Problem besteht auch bei tierischer Wurst.

Verdickungsmittel

Laut Ökotest sollten die Hersteller nicht nur darauf achten, Verunreinigungen zu vermeiden, sondern auch zum richtigen Verdickungsmittel greifen – und das heißt nicht Carrageen. Der Stoff wird aus Rotalgen gewonnen und ist höchst umstritten. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es zwar wenige Studien zur gesundheitlichen Wirkung von Carrageen, aber das Verdickungsmittel steht unter dem Verdacht, Entzündungen im Darm auszulösen. Einige Menschen reagieren überdies mit Schleimhautreizungen, Bauchkrämpfen oder Durchfall auf den Zusatzstoff.

Hoher Salzgehalt

Während viele denken, sie nähmen das meiste Salz aus dem Streuer zu sich, steckt die größte Menge in Brot, Käse und Wurstwaren – auch in veganen. Worüber sich Ökotest besonders ärgert: „Einige der veganen Aufschnitte enthalten so viel Salz – wären sie eine Wurst, müssten sie in Finnland einen Warnhinweis tragen.“ Dabei standen die weniger salzigen Produkte im Test den Salz-Sündern geschmacklich in nichts nach.

Das Problem am Salz: Viele Menschen reagieren auf einen dauerhaft hohen Konsum mit Bluthochdruck, weshalb das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. Und selbst die Nieren und die Zusammensetzung der Bakterien im Darm („Mikrobiom“) leiden unter einem übermäßigen Salzkonsum. Doch es bringt nicht nur Nachteile mit sich.

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Die absoluten Ökotest-Verlierer

Wenn du dir jetzt denkst: „Ist mir doch Wurst, welche Inhaltsstoffe da drin sind!“, dann scheust du bestimmt auch nicht vor den Schlusslichtern zurück. Denn neben neun veganen Aufschnitten mit der Note „mangelhaft“, erhielten die folgenden vier sogar ein „Ungenügend“ – setzen, sechs!

„Mein Veggie Tag Veganer Bio Aufschnitt“ von Aldi Nord (1,41 Euro)
„Edeka My Veggie Veganer Aufschnitt nach Art Lyoner“ (1,24 Euro)
„Hobelz Veganer Aufschnitt Pfeffer“ von Well Well (1,69 Euro)
„Rewe Beste Wahl Veganer Aufschnitt, Typ Salami“ (1,24 Euro)

Und hier alle Ergebnisse auf einen Blick – von gut nach schlecht:

Gut:

„Vemondo Veganer Aufschnitt nach Schinkenwurst-Art“ (von Lidl)

Befriedigend:

„Alnatura Veganer Tofu Aufschnitt Kräuter“ (von Alnatura)
„Dennree Veganer Aufschnitt auf Weizenbasis Kräuter“ (von Dennree)
„Wheaty Veganer Bio Aufschnitt Salami Art“ (von Topas)

Ausreichend:

„Green Legend Vegane Mortadella“ (von Wiesenhof)
„Hobelz Veganer Aufschnitt Rustikal“ (von Well Well)

Mangelhaft:

„Green Legend Vegane Salami“ (von Wiesenhof)
„Rewe Beste Wahl Veganer Aufschnitt, Typ Paprika-Lyoner“ (von Rewe)
„Vegane Mühlen Salami Klassisch“ (Rügenwalder Mühle)
„Veganer Schinkenspicker mit Schnittlauch“ (von Rügenwalder Mühle)
„Veganz Veganer Aufschnitt Paprika, glutenfrei“ (von Veganz)
„Veggie Friends Veganer Aufschnitt nach Salami Art“ (von Vevia)
„Alnatura Veganer Aufschnitt nach Salami Art aus Seitan“ (von Alnatura)
„Veggyness Veganer Bio-Aufschnitt Salami-Art“ (Topas)
„Vevia Veganer Aufschnitt mit bunten Paprikastückchen“ (von Vevia)

Ungenügend:

„Edeka My Veggie Veganer Aufschnitt nach Art Lyoner“ (von Edeka)
„Hobelz Veganer Aufschnitt Pfeffer“ (von Well Well)
„Rew Beste Wahl Veganer Aufschnitt, Typ Salami“ (von Rewe)
„Mein Veggie Tag Veganer Bio Aufschnitt“ (von Aldi Nord, Tofu Life)

Kaum gesättigtes Fett, hoher Proteingehalt

Das Beste kommt zum Schluss und so endet auch der Testbericht mit erfreulichen Nachrichten. Ökotest zufolge kann vegane Wurst zwar nicht als gesund bezeichnet werden, aber immerhin der Fettgehalt von pflanzlichem Aufschnitt ist mit vier bis 19 Prozent deutlich niedriger als jener der meisten tierischen Wurstsorten. Und anders als diese, verfügt der vegane Ersatz kaum über gesättigte Fettsäuren. Ein weiterer Pluspunkt ist der hohe Proteingehalt der „Pflanzenwurst“. Elf der getesteten Produkte enthalten mehr als 20 Prozent Eiweiß pro 100 Gramm. Da können sie locker mit dem Original mithalten!

Fazit: Wie gesund ist veganer Aufschnitt? Ökotest stuft die meisten Produkte auf dem Markt als „ungesund“ ein. Schuld daran sind Mineralölbestandteile, das Verdickungsmittel Carrageen und der hohe Salzgehalt. Immerhin fanden die Expertinnen und Experten Geschmack und Aussehen „tadellos“. Vegane Wurst punktet darüber hinaus mit einem hohen Proteingehalt und kaum gesättigten Fettsäuren. Unterm Strich macht die Dosis das Gift. Vor allem wenn man bedenkt, dass tierische Wurst hinsichtlich der Inhaltsstoffe auch keine reine Weste hat – im Gegenteil. Den kompletten Testbericht kannst du auf der Website von Ökotest lesen – allerdings als kostenpflichtiges ePaper. Lass ihn dir schmecken!