Fit und vegan
Funktioniert Kraftsport ohne tierische Produkte?
Geht Kraftsport ohne tierische Nahrung? Über diese Frage streiten sich viele Experten. Wir haben mal bei Felicitas Kitali von PETA nachgefragt.
Hochleistungssport und vegan – für viele ambitionierte Sportler schwer vorstellbar. Dabei beweisen Mega-Stars wie Serena Williams (37), Dirk Nowitzki (41) oder Lewis Hamilton (34), dass ein veganer Lifestyle nicht vor Topleistung schützt. „Die bestätigt auch die A.N.D. (Academy of Nutrition and Dietetics)“, erklärt die Expertin.
Hülsenfrüchte statt Hühnchen
Felicitas: „Im Prinzip gibt es nichts, wofür es keine vegane Alternative gibt.“ Einzig bei ganzen Eiern, auf die ja besonders Kraftsportler als Eiweißquelle setzen, macht die Expertin eine kleine Einschränkung. Felicitas: „Bei Eiern ist es oft so, dass es da nur Pulver gibt. Auf dem amerikanischen Markt gibt es Produkte, die zumindest an aufgeschlagene Eier erinnern. Das heißt allerdings nicht, dass man nicht viele Gerichte mit Eiern wie Rührei oder Kuchen sehr einfach vegan kochen kann.“ Auch der Eiweißbedarf kann ohne Weiteres ohne Eier gedeckt werden.
Für den erhöhten Proteinbedarf muss man schlicht und ergreifend auf vegane Pendants setzen. Felicitas: „Es gibt beispielsweise veganen Quark, der sehr eiweißreich ist. Ansonsten liefern Hülsenfrüchte in Kombination mit Getreide viel Protein.“ Aber auch Produkte aus Kichererbsenmehl sind perfekt. Felicitas: „Sogar Eiweißshakes gibt es mittlerweile schon ‚easy peasy‘ in vegan.“
Auch Seitan liefert viel Protein, hat aber ein Manko: das Aminosäurenprofil. Felicitas: „Das muss ich ausgleichen, indem ich im Laufe des Tages etwas mit Nüssen oder Hülsenfrüchte konsumiere, damit ich die entsprechende Proteinqualität habe.“ Seitan ist rein vom Eiweißgehalt mega, aber sollte nicht die einzige Eiweißquelle des Tages bleiben.
Wie schaffe ich den Wechsel?
Für viele ist der erste Schritt oftmals der schwerste. Felicitas: „Es gibt unterschiedliche Typen. Manche brauchen den Sprung ins kalte Wasser, andere müssen langsam umsteigen.“ Vergleichbar mit dem ersten Besuch im Fitnessstudio und dort eine Routine hinzubekommen. Felicitas: „Der Prozess hat oftmals weniger mit dem Geschmack, sondern mit der Veränderung der Gewohnheit zu tun.“
Dabei ist es jedoch so, dass man nicht zu viele Ausnahmen machen sollte. So wird der Umstieg schwerer. Eine weitere Falle ist der Geschmack. Felicitas: „Man sollte nicht den Fehler machen, einen direkten Vergleich anzutreten. Es muss nicht gleich, sondern einfach gut schmecken.“ Dafür muss man dann auch manche Dinge in Kauf nehmen.
Felicitas: „Ich habe eine Lieblingsschokolade und habe jetzt eine andere gefunden, die auch gut schmeckt, für die aber keine Tiere leiden mussten.“ Das kennen Sportler vom Quark. Die meisten würden wohl lieber Sahnequark essen, greifen aber doch zur Magervariante.
Was ist mit Wurstvarianten?
In den letzten Jahren sind auch immer mehr Wursthersteller auf den „veganen Zug“ aufgesprungen. Felicitas: „Wir sind davon große Fans. Solche Firmen gestalten die Produktpalette im Supermarkt. Menschen greifen eher zu dem Produkt einer bekannten Firma, als von einer, die sie nicht kennen. Das hilft beim Einstieg.“
Fazit: Auch Kraftsport funktioniert mit veganer Ernährung. Dies beweist unter anderem Strongman Patrick Baboumian. Wer mehr erfahren will, darf gern einen Blick auf die PETA-Homepage werfen.
Felicitas Kitali ist seit 2014 als Fachreferentin für Ernährung bei PETA Deutschland. Als Expertin für den Ernährungsbereich ist sie mit dem aktuellen Stand der Forschung vertraut und kann wissenschaftliche Studien erläutern und interpretieren. Auch zum veganen Kochen und Backen gibt die Ernährungswissenschaftlerin mit dem Fachgebiet Ernährungsmedizin gerne praktische Tipps oder stellt Rezepte zur Verfügung.