So ja, so nicht
Diese Mythen über Soja sind falsch!
Über Soja gibt es unfassbar viele Mythen. Wir wollen einmal sehen, welche haltbar sind und welche du getrost vergessen kannst.
♦ Ja, Regenwald wird für Soja-Anbau geopfert. Das Soja aber als Viehfutter eingesetzt.
♦ Soja-Konsum fördert keine Krankheiten.
♦ Auch Kinder können bedenkenlos Soja essen.
Soja ist einer der Eckpfeiler der vegetarischen und veganen Ernährung. Tofu ist beispielsweise für viele Umsteiger der Fleischersatz Nummer eins. Und Sojamilch gehört zu den beliebtesten Produkten bei Unverträglichkeit oder der Umgewöhnung von Kuhmilch.
Doch aus den Sojabohnen werden eine Vielzahl von Produkten hergestellt. Es ist extrem proteinreich. Zwölf Gramm auf 100 Gramm, dazu kommt ein umfangreicher „Nährstoffcocktail“ – Vitamin B, Magnesium, Eisen, Vitamin C etc.
Regenwald wird für Soja-Anbau geopfert
Sind wir bei den Sojamythen, ist dieser Punkt einer, der richtig ist – leider! Die Flächen, die für den Anbau von Soja benötigt werden, sind riesig. Vergleichbar mit der Größe von Frankreich, Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Allein im Jahr 2004 wurde im brasilianischen Amazonas-Gebiet eine Fläche in der Größe von Brandenburg gerodet – Wahnsinn!
Das hat nicht nur regionale, sondern auch globale Auswirkungen. Denn der Regenwald ist die „grüne Lunge der Erde“. Die Folgen für das Klima sind verheerend. Nicht nur in Südamerika, auch in Europa. Stichwort: Flutkatastrophe. Noch vor wenigen Jahren lag der jährliche Soja-Verbrauch eines Bürgers der EU bei rund 60 Kilo – Tendenz steigend.
Hierfür jetzt aber allein Vegetarier und Veganer verantwortlich zu machen, ist falsch. Denn den Großteil nehmen die „Fleischfresser“ zu sich, wenn auch nur indirekt. Soja wird nämlich in erster Linie als Futtermittel eingesetzt – und zwar für Nutztiere bei der Produktion von Fleisch, Milch und Eiern.
Der Trend geht endlich aber dazu, dass im deutschsprachigen europäischen Raum vermehrt auf regionalen Anbau gesetzt wird. So garantieren die Produzenten, dass ihr Soja zu 90 Prozent aus Europa stammt, der Rest in der Regel aus Kanada. Eine Studie der Verbraucherzentrale ergab, dass für Sojamilchprodukte kein Hersteller auf Soja aus Südamerika zurückgegriffen hatte.
Soja ist fast immer gentechnisch verändert
Dieser Soja-Mythos ist quasi nicht mehr haltbar – zumindest in Europa. In Nord- und Südamerika ist gentechnisch verändertes Soja an der Tagesordnung. Das ist in Europa anders. Hier müssen gentechnisch veränderte Lebensmittel entsprechend gekennzeichnet werden.
Beim Gang durch den Supermarkt – oder, um im Klischee zu bleiben, im Reformhaus – darf man hoffnungsvoll sein, dass aktuell kein gentechnisch verändertes Soja im Handel ist.
Beim Fleisch ist dies jedoch anders. Hier muss nicht darauf hingewiesen werden, wie das Tier gefüttert wurde. Es kann durchaus vorkommen, dass die Hühner, Schweine oder Rinder mit gentechnisch verändertem Soja gefüttert wurden. Ausnahme: Bio-Fleisch!
Phytoöstrogene – Soja macht Männer „weiblich“
Dieser Mythos hält sich leider hartnäckig. Denn er ist – vorsichtig formuliert – totaler Humbug. In der Literatur gibt es zwei Negativbeispiele. Ein 19-Jähriger, der über ein Jahr lang täglich 360 Milligramm Isoflavone zu sich nahm, litt später an erektiler Dysfunktion und Libidoverlust.
Um 360 Milligramm Isoflavone zu sich zu nehmen, muss man einen Liter Sojamilch sowie 700 Gramm Tofu und 500 Gramm Edamame zu sich nehmen – und das wie gesagt TÄGLICH!
Bei einem zweiten Fall trank ein 60-Jähriger jeden Tag drei Liter Sojamilch. Er bekam zu den oben genannten Symptomen auch noch vergrößerte Brustdrüsen. Nachdem er den Konsum einschränkte bzw. komplett auf Sojamilch verzichtete, verschwanden die Moobs und die Beschwerden.
Auch neuere Studien haben (erfolglos) versucht, einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Soja und der Qualität und Menge von Spermien herzustellen. So wurden in einer Studie Probanden mit hochdosierten Isoflavon-Sups versorgt. Ohne Auswirkungen.
Der Mythos entstand übrigens aus der Beobachtung einer Schafherde! Allerdings führte die isoflavonlastige Ernährung nicht zu einer Verweiblichung der männlichen Tiere. Das Ergebnis war genau anders herum. Die weiblichen Tiere entwickelten Fruchtbarkeitsstörungen.
Soja ist schlecht für die Schilddrüse
Reden wir über den Körper, kommt die Schilddrüse oft zu kurz. Dabei ist sie eine lebenswichtige Hormondrüse. Stoffwechsel, Wachstum, Regulation von Körperfunktionen – die Aufgaben der Schilddrüse sind vielfältig. Daher sollte man Lebensmittel meiden, die schädlich für die Schilddrüse sind.
Die gute Nachricht: Soja gehört nicht dazu. Das bestätigen zahlreiche Studien und Organisationen, die sich mit Ernährung beschäftigten. Grundvoraussetzung: Man ist gesund.
Soja hat eine goitrogene Wirkung. Bei Goitrogenen handelt es sich um Stoffe, die eine Vergrößerung der Schilddrüse nach sich ziehen. Diese kommen etwa in Kreuzblütengewächsen, manchen Früchten aber auch in Zwiebeln oder Knoblauch vor.
Studien haben jedoch bewiesen, dass nur ein (schädigender) goitrogener Effekt eintritt, wenn parallel die Jodzufuhr zu niedrig ist.
Eine Sache gilt es aber zu beachten: Nimmst du regelmäßig Medikamente, die deine Schilddrüsenfunktion regulieren, solltest du abwarten (rund 30 Minuten), bevor du Soja-Isoflavone oder Ballaststoffe konsumierst. Timing ist also auch bei Soja entscheidend, ähnlich wie bei der Proteinaufnahme.
Soja verursacht Brustkrebs
In asiatischen Ländern wird traditionell mehr Soja konsumiert. Tatsächlich traten hier weniger Fälle von Brustkrebs auf als etwa in westlichen Staaten. Viele Experten gehen sogar von einem positiven Effekt auf der Brustkrebsrisiko aus. Bewiesen ist da jedoch noch nichts, aber es gibt Studien, die ebenfalls zu diesem Schluss kommen.
Die Forschungen dazu sind aber noch lange nicht final. So gibt es sowohl Studien mit krebsförderndem Ergebnis, als auch mit wachstumshemmenden Auswirkungen. Am Ende gilt auch hier, dass im Zweifel die Dosis das Gift macht. Die Krebsforschung ist hierbei noch lange nicht am Ende.
Soja ist schädlich für Kinder
Eltern, die ihre Kinder schon früh vegetarisch oder vegan ernähren, sehen sich oft Vorwürfen gegenüber, dass sie ihrem Nachwuchs wichtige Nährstoffe vorenthalten. Dazu kommt der (unbegründete) Vorwurf, Soja sei schädlich für die Entwicklung von Kindern.
Inzwischen gibt es Studien, die belegen, dass Kinder, die bereits im Babyalter mit Soja-Anfangsnahrung gefüttert werden, sich mindestens genauso gut entwickeln wie andere Kinder.
Dennoch gilt: Das beste für ein Baby ist und bleibt die Muttermilch. Nach dem Abstillen kann man aber unbesorgt auf Soja-Anfangsnahrung umsteigen. Es wird dem Kind für gewöhnlich nicht schaden.